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Politik: … sich die Toilettenfrage stellt

Die mit Abstand sozialkritischste Meldung des Wochenendes hat uns aus Sprockhövel erreicht, ein Ort, der dem Vernehmen nach in NordrheinWestfalen liegen soll. Dort gibt es eine Gesamtschule, in der sich die Schüler entscheiden können, ob sie fürs Pinkeln Geld zahlen oder nicht.

Die mit Abstand sozialkritischste Meldung des Wochenendes hat uns aus Sprockhövel erreicht, ein Ort, der dem Vernehmen nach in NordrheinWestfalen liegen soll. Dort gibt es eine Gesamtschule, in der sich die Schüler entscheiden können, ob sie fürs Pinkeln Geld zahlen oder nicht. Für 10 Cent dürfen sie frisch renovierte Urinale benutzen. Sind sie aber verarmt, weil sie zum Beispiel aus einer kinderreichen Familie stammen, aus der der Vater davongelaufen ist und die Mutter sich auf Niedriglohnbasis in der örtlichen Essiggurkenfabrik abmüht, so dass sie überhaupt nur über 5 Cent Taschengeld im gesamten Schuljahr verfügen, dann müssen sie umsonst müssen, gleich nebenan, dort, wo es zum Himmel stinkt.

Seit seiner urkundlichen Ersterwähnung hat man ja praktisch nichts mehr aus Sprockhövel gehört – und nun das!

Aus der neuerdings gebührenpflichtigen Schultoilette der Sprockhöveler Gesamtschule hat sich Marcel Hafke gemeldet, der dem Vernehmen nach Vorsitzender der Jungen Liberalen in Nordrhein-Westfalen sein soll. Man hört auch wenig von den Julis in NRW. Oder von Hafke, dem das bestimmt aufgefallen ist. Wahrscheinlich hat er sich deswegen zu einem engagierten Aufschrei entschlossen, den er freundlicherweise für uns in einer Presseerklärung straff wie folgt zusammengefasst hat: „Ein Zwei-Klassen-Pinkeln darf es nicht geben, ärgert sich Marcel Hafke, Landesvorsitzender der Jungen Liberalen (JuLis) NRW.“

Heikles Thema, Hafke! Gut, dass das mal angesprochen wurde, so kurz vor den Landtagswahlen! Alle Menschen sind gleich, wenigstens beim Wasserlassen in der großen Pause sollte das noch gelten! Gern würden wir an dieser Stelle ein Interview machen über das klassenlose Pinkeln, befürchten aber, dass Hafke zu diesem Thema schon alles gesagt hat. Zum Beispiel das: „Über die Schulpflicht werden die Schüler gezwungen, zur Schule zu gehen. Und dann werden die Schüler förmlich genötigt, Geld an die Schule abzuführen. Diese herzlose Politik der Toiletten-Maut darf es in NRW nicht geben.“

Toiletten-Maut! Ha, Hafke, das ist gut! Herzlose Politik der Toiletten-Maut! Wird wahrscheinlich zum Unwort des Jahres, so stolpe-mäßig wie das klingt. Mutmaßlich gehen der Gesamtschule Sprockhövel bis zu den Sommerferien ohnehin erst einmal zweistellige Milliardeneinnahmen durch die Lappen, weil die auf Ein-Euro-Basis angestellten Toilettenfrauen ihren Teilzeitjob nur spätabends ableisten. Oder so. Wie wär’s mit einem Untersuchungsausschuss, Hafke? Vbn

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