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Politik: ...wir Hitler im Karneval treffen

Prinz Harry hat es getan. Er hat sich als Nazi verkleidet und ist als Feldmarschall Rommel gegangen.

Prinz Harry hat es getan. Er hat sich als Nazi verkleidet und ist als Feldmarschall Rommel gegangen. Warum? Weil jetzt Karneval ist in weiten Teilen der Welt. Da sind originelle Kostüme erwünscht, da ist Spaß erlaubt. In aller Welt.

Blicken wir den Tatsachen ins Auge. Der Engländer treibt nun einmal gerne seinen Spaß mit Nazis. Er kann einfach nicht anders. Wenn er einen schwarzen Schnurrbart, einen Fußballnationalspieler oder einen Austauschschüler aus IdarOberstein sieht, muss er sofort kichern und „Heil Hitler“ rufen. Manchmal, wenn er ganz gut gelaunt ist, ruft er auch „Fritz, surrender!“ und schüttelt dabei lachend die Faust, was so viel heißt wie „Ergib dich, Arschloch“.

Beim Italiener in Italien geht es kaum anders zu. Da muss noch nicht einmal ein Lateinschüler auf Klassenfahrt in der Nähe sein, damit der Römer unbedingt Schindluder mit der Vergangenheit treiben will. Dass die Tifosi im Fußballstadion gerne mal „Sieg Heil“ rufen, wenn’s gut läuft für sie, freut die Fernsehzuschauer und lässt die italienischen Behörden ziemlich kalt. Paolo di Canio, Kapitän des Fußballclubs Lazio Rom, hat seine Anhänger erst am vergangenen Wochenende nach einem Super-Tor mit dem erhobenen rechten Arm gegrüßt. Faschistengruß nennt man so etwas. Darüber hat sich die Mussolini-Enkelin Allessandra so gefreut, dass sie sich gar zu einer poetischen Adresse „… wie schön dieser Gruß, er hat mich so bezaubert“ hinreißen ließ.

Auch hierzulande ist das Verbot, über Hitler und seine lustigen Nazis zu lachen, aufgeweicht, seitdem wir wissen, dass Hitler am liebsten Schwarzwälderkirsch und Blondi mochte und ein bisschen bei der Steuer geschummelt hat. Wir verbieten uns an dieser Stelle ausdrücklich den Hinweis auf die ganzjährig stattfindenden Kostümumzüge in Brandenburg und Sachsen.

Trotzdem regen sich jetzt natürlich alle über den Fußballspieler, vor allem aber über Prinz Harry auf: Unpassend, unerträglich sei das, nach einem solchen Vorfall könne der kleine Prinz nicht mehr Offizier werden, finden die verbliebenen politisch korrekten Engländer. Bei den Feierlichkeiten zum Kriegsende in diesem Jahr wollen ihn die Offiziellen nur aus therapeutischen Gründen dabei haben, auch wenn man nicht weiß, ob er als Stalin oder als bin Laden gehen will.

Der arme Prinz Harry. Er wollte doch nur spielen. Sein älterer Bruder William ist übrigens in einem selbst gebastelten Löwenleopardenkostüm zu der Party erschienen. Das ist peinlich! Also wirklich. Aber darüber regt sich natürlich niemand auf.uwe

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