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Politik: ...wir Jod bunkern

Am 1. Juli ist es vorbei.

Am 1. Juli ist es vorbei. Man sollte vorsorgen. Am 1. Juli läuft die Zeit ab, in der man sich kostenlos Jodtabletten abholen konnte. Sofern man in Niedersachsen, SchleswigHolstein oder Hamburg wohnt und dort im Umkreis von zehn bis 25 Kilometern eines Atomkraftwerks. Bei einem Atomunfall helfen Jodtabletten ein bisschen. Auf jeden Fall bekommt man keinen Kropf.

Dass sich am 1. Juli auch die Vertrauensfrage stellt, ist Zufall. Oder auch nicht. Nach der Vertrauensfrage könnte die Kandidatin groß auftrumpfen. Kürzlich hat Angela Merkel bekanntlich das Atom wieder ins Gespräch gebracht. In den vergangenen Jahren war es aber auch recht still geworden ums Atom. In manchen Gegenden des Landes weiß man gar nicht mehr, dass so ein Atom, ist es erst einmal gespalten, ziemlich ekelig ist und sehr radioaktiv und saugefährlich. Angela Merkel zum Beispiel sagte einmal, als ein Castorbehälter mit Atommüll leckte, dass das so schlimm nun auch nicht sei, beim Kuchenbacken gehe schließlich auch immer ein wenig Backpulver verloren.

Beim Backpulververgleich fallen einem gleich die sechziger Jahre wieder ein. Damals wusste man auch nicht so viel über Atome und ihre finstere Strahlkraft. Atomaren Niederschlag stellte man sich in etwa so vor, als würde Backpulver vom Blech zu Boden rieseln. Dagegen wurden Schutzempfehlungen gegeben (nein, nicht gegen das Pulver): Wenn einen der atomare Niederschlag im Freien ereilte, sollte man die Aktentasche über den Kopf halten. Besser wäre es gewesen, sie über den Kopf zu stülpen. Aber erstens fallen dabei alle Akten raus, zweitens sieht man nichts mehr. Und wenn man bereits im Büro ist und der Niederschlag kommt, dann sollte man unter den Schreibtisch kriechen. Bei der Armee gab es in dieser Zeit ABC-Planen, das waren so gummierte Folien, in die man sich bei einem atomaren Erstschlag hätte einkuscheln können. Die ABC-Plane war aber von einer Beschaffenheit, dass sich nach dem atomaren Erstschlag das Auskuscheln erübrigt hätte. Heute gibt es bei der Bundeswehr ein Nachfolgemodell. Das hat Kapuze, so dass überhaupt nur noch die ABC-Schutzmaske rausschaut.

Man sieht daran, dass wir heute doch viel mehr über das Atom wissen und viel sensibler mit seinen Gefahren umgehen. Nur wenige Menschen halten Atommüll noch für Backpulver. Es ist bloß so, dass die Sache mit den Jodtabletten noch eine besondere Seite hat: Im Ernstfall taugen die Tabletten nur für Menschen bis zum 45.Lebensjahr. Für Ältere sind die Gefahren von Nebenwirkungen größer als die Schutzwirkung. Die haben dann Pech gehabt. Warum werden sie auch älter?uem

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