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Wie in einem schlechten Traum: Kurz vor der Wahl holt die E-Mail-Affäre Hillary Clinton ein.

© Brendan Smialowski/AFP

10 Tage bis zur US-Wahl: Über Clintons Kandidatur legt sich ein Vorbehalt

Das FBI ermittelt erneut gegen Hillary: Die E-Mail-Affäre holt sie ein - auf dem Umweg über den Sexting-Skandal des Ex-Mannes ihrer engen Mitarbeiterin. Eine Analyse.

Was für ein Geschenk zwei Tage nach Hillary Clintons 69. Geburtstag! Freilich nicht für sie, sondern für die Republikaner und Donald Trump. Das FBI nimmt die im Juni eingestellten Ermittlungen gegen sie wegen der E-Mail-Affäre nun doch wieder auf.

Was geschieht, wenn sie angeklagt wird?

Das wirft einen schweren Schatten auf ihre Kandidatur - ja, stellt die ganze Präsidentschaftswahl unter einen Vorbehalt. Amerikas Medien fragen aufgeschreckt, ob es das überhaupt schon einmal gegeben hat: ein Bewerber um das Weiße Haus, gegen den das FBI ermittelt? Und was passiert eigentlich, wenn dieser Vorgang zu einer Anklage führt? In den zehn Tagen bis zur Wahl wird das wohl kaum passieren. Aber was, wenn dies wenig später erfolgt? Muss sie dann, kaum gewählt, zurücktreten?

Seit Tagen wiegten sich die USA im Glauben, dass die Wahl so gut wie gelaufen sei. Clintons Vorsprung vor Trump wirkte uneinholbar. Plötzlich ist alles wieder offen. Es ist völlig unklar, welche Folgen die neue Entwicklung hat.

Neue Spur: Der Sexting-Skandal des Ex-Manns einer Mitarbeiterin

Für die Demokraten wirkt sie wie ein schlechter Traum - zumal der Auslöser dieser Wendung mit Hillary Clinton auf den ersten Blick gar nichts zu tun hat. Sie ist das Nebenprodukt eines völlig anderen Falls. Das FBI ermittelt eigentlich gegen Anthony Weiner, einen Ex-Abgeordneten der Demokraten, der sexuell anzügliche E-Mails und SMS mit halbnackten Fotos an Frauen verschickte, darunter auch mindestens eine Minderjährige.

Anthony Weiner, der trotz dieser Verwicklungen für den Posten des Bürgermeisters von New York kandidierte, ist verheiratet. Freilich nicht verheiratet mit irgendjemand - sondern mit Huma Abedin, der engsten Mitarbeiterin Hillary Clintons. Abedin und Weiner hatten sich Ende August getrennt.

Im Zuge der Ermittlungen gegen Weiner hatte das FBI Computer des (ehemaligen) Paares beschlagnahmt. Und darauf offenbar E-Mails gefunden, die über Clintons privaten E-Mail-Server gelaufen sind. Den hatte Clinton entgegen den Sicherheitsbestimmungen auch für dienstliche E-Mails während ihrer Zeit als Außenministerin benutzt. Weshalb das FBI nun untersucht, ob auf diese bei Weiner gefundenen Clinton-Mails der Verdacht zutrifft, dass sie Staatsgeheimnisse enthielten.

Trump spricht vom "größten Skandal seit Watergate"

Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass diese Untersuchung anders endet als die erste. Die ergab, dass Clinton eindeutig gegen Sicherheitsbestimmungen verstoßen hat, ihr Rechtsbruch aber nicht für eine Anklage ausreicht. Clinton forderte das FBI am Freitagabend auf, alle Verdachtsmomente sofort öffentlich zu machen, damit die Bürger sich vor der Wahl eine eigene Meinung bilden können.

Donald Trump stellte es bei einer Wahlkampfveranstaltung so dar, als habe das FBI endlich eingesehen, was für ein schwerer Fehler die Einstellung des Verfahrens gegen Clinton im Juni war. Dies sei "der größte Skandal seit Watergate", sagte er. "Jetzt kann die Gerechtigkeit doch noch ihren Lauf nehmen." Seine Anhänger skandierten: "Sperrt sie ein!"

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