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Politik: 100 kritische Fragen - Berliner Muslime stehen Rede und Antwort

Berlin - Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Sunniten und Schiiten? Und warum beten Männer und Frauen nicht zusammen?

Berlin - Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Sunniten und Schiiten? Und warum beten Männer und Frauen nicht zusammen? Um diese und viele andere Fragen zu klären, lud am Montag „Leadership Berlin – Netzwerk Verantwortung e. V.“ zu einer Veranstaltung im Gebäude des Tagesspiegels am Askanischen Platz ein. Vertreter muslimischer Dachverbände, des muslimischen Seelsorgetelefons und Imame aus Berliner Moscheen stellten sich den Fragen des Publikums.

„Wir sind mit den Vorurteilen über den Islam sehr unglücklich“, sagte Fazli Altin, Präsident der Islamischen Föderation. „Wir wollen für Verständnis der muslimischen Lebensweise werben.“ Zu oft würden Muslimen die gleichen, vorwurfsvollen Fragen gestellt, zu häufig verhindere mangelndes Wissen über den Islam eine gehaltvolle Diskussion. Deswegen hatte der Veranstalter im Vorfeld dazu aufgerufen, Fragen an den Islam zu formulieren – gerne auch kritische.

100 sollten gesammelt werden, 190 Fragen sind es schließlich geworden. Der Gesprächsbedarf ist groß. Noch immer ist der Islam eine relativ unbekannte Religion in Deutschland. „Wir haben in den vergangenen 50 Jahren nebeneinanderher gelebt“, sagte Pinar Cetin, eine Muslima. „Wir brauchen mehr Miteinander.“ Viele Fragen in der Runde drehten sich um Allgemeines – beispielsweise um die Gebetspraxis oder Ernährungs- und Kleidungsvorschriften. Aber auch zu den großen Themen der zurückliegenden Jahre – Geschlechterrollen und Frauenrechte, Scharia, Terror und Integration – bezogen die muslimischen Vertreter Position.

Doch nicht alles konnte geklärt werden. Zu knapp war die Zeit, zu viele Nachfragen kamen aus dem Publikum. Und auch nicht jede Antwort konnte die Zuhörer restlos überzeugen. Einige Erläuterungen zur Rolle der Frau trafen auf starken Widerspruch. Auch das Verhältnis zwischen Islam und Homosexualität wurde kritisch besprochen.

Veranstalter und muslimische Vertreter werben derweil für ein Bild des Islam, das vielfältig und selbstkritisch ist. Die wenigsten Muslime seien so, wie sie gemeinhin oft dargestellt würden. Dabei wolle man auf Augenhöhe an der Debatte über die eigene Religion teilnehmen. Aus den Antworten der muslimischen Vertreter soll am Ende ein Buch entstehen. Finanziert von einer Kooperation muslimischer Verbände, dem Tagesspiegel und Stiftungen soll es sich an jene richten, die hinter das Zerrbild einer als rückständig und gewaltbereit verschrienen Religion schauen wollen. Michel Penke

Michel Penke

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