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Endlich eine Frau. Donald Trump will Betsy DeVos zur Bildungsministerin machen.

© AFP

16 Tage nach der US-Wahl: Zwei Frauen und ein Schwarzer für Trump

Der künftige Präsident beruft nicht mehr nur ältere weiße Männer in seine Regierung. Auf die entscheidenden Personalien wartet Amerika weiter. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Von einer systematischen Prozedur kann bei Donald Trumps Bemühen um eine Regierungsmannschaft weiter keine Rede sein. Er schafft Unwuchten, die dann durch rasche Gegenbewegung ausbalanciert werden müssen. Die führen zu neuen Ungleichgewichten, die erneut nach Korrektur verlangen.

Uno-Botschafterin wird eine indische Amerikanerin

Bis zum Mittwochmorgen war Trumps Team eine Ansammlung älterer weißer Männer: Justizminister soll Jeff Sessions (69) werden, Nationaler Sicherheitsberater Michael Flynn (58), CIA-Chef Mike Pompeo (52), ideologischer Chefberater Stephen Bannon (62). Da wirkt der künftige Stabschef im Weißen Haus Reince Priebus (44) wie eine Frischzellenkur.

Und wo, bitte, sind die Frauen und die Vertreter der Minderheiten? Bevor das Gemurmel zu landesweit vernehmbarer Lautstärke anschwoll, gab Trump eine Antwort. Als Bildungsministerin hat er Betsy DeVos (58) auserkoren, die Privatschulen großzügig finanziell unterstützt; als US-Botschafterin bei der Uno Nikki Haley (44); als Wohungsbauminister den Afroamerikaner Ben Carson (65).

Diese Namen werden den Argwohn, dass Trump Schwierigkeiten habe, seine Regierungsmannschaft in überzeugendem Timing mit überzeugenden Kandidaten zu besetzen, nicht zum Verstummen bringen. Wann hat es das in den USA gegeben, dass die Vertretung bei den Vereinten Nationen besetzt wird, ehe ein Außenminister vorgestellt wurde? Und wieso werden nachrangige Personalien wie Bildung und Wohnungsbau erledigt, bevor über die in der Übergangszeit viel dringenderen Ressorts wie Finanzen, Verteidigung und Außenpolitik entschieden wurde? Da war die Furcht vor negativen Schlagzeilen wegen der Dominanz der Alten weißen Männer wohl groß.

Frühere Gegner werden Minister: Strategie oder aus Verlegenheit?

Jede positive Resonanz - zum Beispiel: endlich zwei Frauen! - wird durch neue Zweifel reduziert. Ist das wirklich bewusste Strategie, dass Trump Menschen einbindet, die vor der Wahl vor ihm gewarnt hatten? Oder aus Verlegenheit geboren, weil er keine anderen Kandidaten findet? Die Familie DeVos hatte andere Bewerber um das Weiße Haus als Trump unterstützt. Ben Carson war ein Rivale um die Präsidentschaftskandidatur. Nikki Haley, die in South Carolina geborene Tochter indischer Einwanderer aus der Glaubensgemeinschaft der Sikhs, war auf Distanz wegen seiner Rhetorik gegen Einwanderer.

Die drei neuen Personalien werfen ähnliche viel neue Fragen auf wie sie alte beantworten. Die USA warten weiter auf die Nominierungen für die tonangebenden Ministerien, um zu verstehen, in welche Richtung Donald Trump das Land denn nun wirklich führen möchte.

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