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Politik: 27 Verletzte bei Befreiung eines Festgenommenen - Milosevics Sicherheitskräfte verschleppen drei UN-Polizisten

Bei neuen heftigen Zusammenstößen zwischen Serben und Kfor-Soldaten sind im Kosovo mindestens 27 Menschen verletzt worden. Nach Angaben der US-Streitkräfte von Mittwoch kam es nach der Festnahme eines Serben wegen illegalen Waffenbesitzes am Vortag zu den gewaltsamen Auseinandersetzungen, bei denen elf amerikanische und ein polnischer Kfor-Soldat sowie ein Dolmetscher verwundet wurden.

Bei neuen heftigen Zusammenstößen zwischen Serben und Kfor-Soldaten sind im Kosovo mindestens 27 Menschen verletzt worden. Nach Angaben der US-Streitkräfte von Mittwoch kam es nach der Festnahme eines Serben wegen illegalen Waffenbesitzes am Vortag zu den gewaltsamen Auseinandersetzungen, bei denen elf amerikanische und ein polnischer Kfor-Soldat sowie ein Dolmetscher verwundet wurden. Wie die unabhängige Belgrader Agentur Beta berichtete, erlitten bei der achtstündigen Konfrontation auch 14 Serben Verletzungen, zehn von ihnen durch Gummigeschosse, die eingesetzt wurden, um die Menge auseinander zu treiben. Serbische Sicherheitskräfte nahmen ferner drei UN-Polizisten fest, die die Kosovo-Verwaltungsgrenze nach Südserbien überquert haben sollen. In der Gruppe seien ein deutscher Beamter und zwei Jordanier, teilte die UN-Mission (UNMIK) am Mittwoch in Pristina mit. Über ihre Freilassung werde verhandelt. Die drei UN-Polizisten waren am Morgen im Osten des Kosovo verschwunden.

Nato-Generalsekretär George Robertson sagte in Washington, die Bemühungen der Allianz um Frieden im Kosovo stünden "auf des Messers Schneide". Es sei schon viel erreicht worden, um Stabilität in das Kosovo zu bringen. Es müsse aber noch sehr viel mehr getan werden. "Wir müssen erfolgreich sein, und dies aus einer ganzen Reihe von Gründen", sagte Robertson, "vor allem aber, weil wir zeigen wollen, dass die internationale Gemeinschaft das Böse stoppen und eine gesunde und demokratische Gesellschaft aufbauen kann".

Nach US-Angaben begannen die jüngsten Auseinandersetzungen in dem Dorf Sevce, rund 60 Kilometer südlich von Pristina nahe der mazedonischen Grenze. Dort hatten amerikanische Militärpolizisten und polnische Soldaten einen Serben festgenommen, nachdem sie in seinem Haus zwei Handgranaten gefunden hatten. Daraufhin umstellten etwa 150 Serben das Haus, um die Soldaten am Verlassen zu hindern. Der Belgrader Agentur Beta zufolge waren zahlreiche Serben aus vier Dörfern zu einem Marsch nach Sevce aufgebrochen, um die Freilassung des Verhafteten zu erzwingen. Polnische und US-Soldaten errichteten daraufhin rund drei Kilometer vor dem Dorf eine Straßensperre, um die Menge aufzuhalten. Mehrere Frauen hätten aber versucht, den Festgenommenen den Kfor-Soldaten zu entreißen. Daraufhin sei es zu den Auseinandersetzungen gekommen, bei der die Kfor Hunde einsetzte, um die Menge auseinander zu treiben, und die Serben mit Knüppeln reagierten. Dem festgenommenen Mann gelang die Flucht. Am Mittwoch hatte sich die Lage in Sevce beruhigt.

Der deutsche Verteidigungsminister Rudolf Scharping hat unterdessen im Verteidigungsausschuss des Bundestages die Existenz des so genannten Hufeisenplans bekräftigt. "Es gibt diesen Plan", versicherte Scharping am Mittwoch erneut. Er habe die Abgeordneten über die Fülle der Informationen unterrichtet, die diesen Geheimplan Belgrads zur systematischen Vertreibung der Albaner aus dem Kosovo belegten. Verschiedene Abgeordnete hatten den Minister um Aufklärung im Ausschuss gebeten, nachdem in der Öffentlichkeit immer wieder Zweifel an der Existenz dieses Plans aufgetaucht waren.

Der Hufeisenplan diente im Frühjahr 1999 wiederholt als Rechtfertigung des Nato-Luftkriegs gegen die Vertreibungspolitik des jugoslawischen Staatschefs Slobodan Milosevic. Die Seriösität dieses Plans war vor allem wegen seiner Herkunft aus bulgarischen Geheimdienstquellen in Frage gestellt worden. Außer mehreren Hinweisen auch aus dem Ausland beweise vor allem die Realität die Existenz dieses Plans, meinte Scharping. "Man kann nicht 1,4 Millionen Menschen ohne einen systematischen Plan dafür vertreiben."

Eine Vorlage des Hufeisenplans lehnte Scharping mit Verweis auf den Quellenschutz für geheimdienstliche Erkenntnisse aber ab. Zudem sei es naiv, ein Dokument mit Unterschrift und Siegel von Milosevic zu erwarten. "Erwarten Sie etwa, jemand im Belgrader Generalsstab habe einen Militärplan fotokopieren können?" Die ursprünglichen Unterlagen sind nach den Angaben Scharpings in seinem Haus mit eigenen Erkenntnissen aus verschiedenen Quellen verglichen und für seriös befunden worden. Den Plan habe der österreichische Außenminister an die EU weiter gegeben.

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