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Politik: 300 000 Kinder unter Waffen

Unicef: Fast die Hälfte lebt in Afrika, jedes Zehnte im Kongo

Berlin . Während des Bürgerkrieges in Liberia sind zehn Prozent der Kinder dort als Soldaten missbraucht worden, schätzt das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef). Friedensverhandlungen böten jetzt die Chance, mit einer Wiedereingliederung der Jugendlichen in ihre Familien zu beginnen, betonte Gianfranco Rotigliano, Leiter von Unicef Kongo am Mittwoch in Berlin. Die Kinder seien teilweise als Achtjährige zum Töten erzogen worden. Seine Organisation werde bei Gesprächen mit den Kriegsparteien auf die Entlassung Tausender von Kindersoldaten drängen, kündigte Rotigliano an. Bei deren „Demobilisierung“ werde man ähnlich vorgehen wie in der nordkongolesischen Region Ituri.

In Afrika stehen laut Unicef rund 120 000 der weltweit 300 000 Kindersoldaten unter Waffen, etwa 30 000 davon im Kongo. Unicef hat dort Zentren eingerichtet, in denen die Kinder zwischen ein und drei Monaten bleiben, um psychisch stabilisiert zu werden. In der Regel werden sie dann zu ihren Familien zurückgeschickt. Dies gelingt nicht immer, weil die Kinder in manchen Fällen gezwungen werden, Verwandte zu töten, um alle Brücken hinter sich abzubrechen. In anderen Fällen wollen die Familien ihre missbrauchten und schwangeren Töchter nicht wieder bei sich aufnehmen. Bisher sind im Kongo 650 Kinder „demobilisiert“ worden, sagte Rotigliano. Wegen der andauernden Kämpfe würden aber wieder neue Kindersoldaten rekrutiert. Da in der Region Ituri Milizen teilweise zu 60 Prozent aus Jugendlichen bestünden, könnten diese auch in Kämpfe mit der internationalen Friedenstruppe verwickelt sein.

In Afrika fehle oft das Bewusstsein dafür, dass Jugendliche mitnichten kleine Krieger sind, so Rotigliano. Das Zusatzprotokoll der UN-Kinderrechtskonvention, das den Kriegseinsatz von Jugendlichen unter 18 Jahren verbietet, trat vor anderthalb Jahren in Kraft. Laut Unicef haben erst 53 Staaten das Protokoll ratifiziert.

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