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Politik: 300 000 Tschetschenen fliehen vor russischen Bombenangriffen / Inguschetien riegelt die Grenzen ab

Der Konflikt zwischen Russland und der Kaukasus-Republik Tschetschenien ist am Sonntag eskaliert. Moskaus Verteidigungsminister Sergejew drohte mit dem Einmarsch russischer Truppen, um die "Banditen" zu vernichten und eine Sicherheitszone zu errichten.

Der Konflikt zwischen Russland und der Kaukasus-Republik Tschetschenien ist am Sonntag eskaliert. Moskaus Verteidigungsminister Sergejew drohte mit dem Einmarsch russischer Truppen, um die "Banditen" zu vernichten und eine Sicherheitszone zu errichten. Es gebe mehrere Varianten eines Heereseinsatzes gegen die islamistischen Rebellen. Die russische Luftwaffe bombardierte weiter die tschetschenische Hauptstadt Grosny. Nach Angaben aus Tschetschenien sind 300 000 Menschen auf der Flucht. Als Reaktion auf die Flüchtlingswelle sperrte das benachbarte Inguschetien seine Grenzen, so dass Tschetschenien völlig abgeriegelt ist. Dessen Präsident Maschadow hatte bereits zuvor ein Treffen mit Russlands Präsidenten Jelzin gefordert, um einen neuen Kaukasus-Krieg zu verhindern.

Nachdem der russische Ministerpräsident Wladimir Putin eine Bodenoffensive vor wenigen Tagen ausgeschlossen hatte, erwog der russische Verteidigungsminister Igor Sergejew am Sonntag den Einsatz von Bodentruppen in der abtrünnigen Kaukasusrepublik. Es gebe verschiedene Pläne, die je nach Entwicklung der Lage verwirklicht werden könnten, sagte er. Oberstes Ziel der Regierung sei die Vernichtung aller Rebellen.

Russische Medien berichteten, dass nach Grosny kein Gas mehr geliefert werde. Zudem seien die Lebensmittel knapp geworden. Auf den Straßen bildeten sich Staus, weil die Menschen die Region verlassen wollten. An der Grenze zur nordöstlichen Nachbarrepublik Inguschetien wurde die Flucht von Tausenden gestoppt. Inguschetien hatte die Grenze abgeriegelt, weil es nicht so viele Flüchtlinge aufnehmen kann. Das Flüchtlingsministerium habe mitgeteilt, dass in den vergangenen Tagen rund 10 000 Menschen eingereist wären. Das Innenministerium in Inguschetien erklärte, 200 gepanzerte russische Fahrzeuge seien in Begleitung von Kampfhubschraubern zur tschetschenischen Grenze vorgerückt. Sie sollten Rebellen am Eindringen nach Inguschetien hindern.

Nach Angaben des tschetschenischen Ministeriums für Katastrophenschutz befanden sich am Wochenende etwa 300 000 Menschen auf der Flucht. Im benachbarten Inguschetien suchten am Sonntag schätzungsweise 40 000 Menschen Zuflucht. Der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass zufolge hatten die Behörden Schwierigkeiten, die Flüchtlinge unterzubringen.

Wie Itar-Tass meldete, kam es am Sonntag in Dagestan zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und ihren dagestanischen Helfern mit einigen Rebellen, die nach Tschetschenien fliehen wollten. Dabei wurden zwei Beamte und einer ihrer Helfer getötet. Nach Angaben des dagestanischen Innenministeriums konnten die Rebellen entkommen.

Russland beschuldigt Tschetschenien, die islamistischen Rebellen zu unterstützen, die in den vergangenen Wochen von Tschetschenien aus nach Dagestan vorgedrungen sind. Die tschetschenische Regierung bestreitet dies und drohte, sie werde bei russischen Angriffen auf ihr Gebiet zurückschlagen. Nach der Niederlage im Krieg um die Unabhängigkeit Tschetscheniens von 1994 bis 1996 hat Moskau sich militärisch aus der Kaukasusrepublik herausgehalten, betrachtet sie aber noch immer als Teil der Russischen Föderation.

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