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© dpa

34. Kirchentag in Hamburg: Evangelische Kirche widmet sich Fragen des Lebensstils

Am Mittwoch wird in Hamburg der 34. Evangelische Kirchentag eröffnet. Neben dem Bundespräsidenten werden auch die Kanzlerin und ihr SPD-Herausforderer erwartet. Thematisch wird der Kirchentag dort weitermachen, wo der letzte aufgehört hat.

Die Zeit der ideologischen Kämpfe und globalen politischen Forderungen ist vorbei, der Kirchentag ist bei Fragen des Lebensstils angekommen. Das deutete sich bereits vor zwei Jahren bei dem evangelischen Christentreffen in Dresden an, so wird es wohl auch in den kommenden Tagen in Hamburg sein.

„So viel du brauchst“ lautet das Motto des 34. Kirchentages, der am Mittwochabend eröffnet wird. Das Motto soll verdeutlichen, dass es nicht ein „Normalmaß“ für alle gibt, weder bei materiellen noch bei immateriellen Gütern. Es komme auf das individuelle Maß an, betont Ellen Überschär, die Generalsekretärin des Kirchentags: Der eine braucht mehr, der andere weniger. So steht es auch in der Bibel, aus der das Motto entliehen ist. Moses führt die Israeliten aus Ägypten heraus und in eine Wüste. Gott schickt ihnen das himmlische „Manna“ und fordert jeden Einzelnen auf, er möge davon sammeln „so viel du brauchst“ – nicht mehr, nicht weniger.

Viele der knapp 2500 Vorträge, Podiumsdiskussionen, Gottesdienste, Lesungen und Filmvorführungen laden dazu ein, sich bewusst zu machen, wie reich Deutschland ist: wie vielfältig die religiösen Angeboten sind, wie vielfältig die Möglichkeiten, sich politisch zu engagieren, und wie gut Deutschland wirtschaftlich dasteht. Die Bestandsaufnahme ist mit der Frage verbunden, ob es immer noch mehr sein muss, ob das, was wir haben, nicht reicht, persönlich wie gesamtgesellschaftlich.

Natürlich geht es in Hamburg auch um die klassischen Kirchentagsthemen: um den Dialog mit den Katholiken und den anderen Religionen; es gibt eigene Veranstaltungszentren für die Jugendlichen und für die Älteren, für Frauen und Männer. Zu fast jeder Tages- und Nachtzeit wird in den Messehallen, in den Hamburger Kirchen und unter freiem Himmel Musik zu hören sein. Auch die Posaunenchöre dürfen auf einem evangelischen Kirchentag nicht fehlen. An politischer Prominenz wird es nicht mangeln, schließlich ist Wahljahr. Bundespräsident Joachim Gauck grüßt zur Eröffnung am Mittwochabend und spricht am Donnerstag darüber, „was eine starke Gesellschaft braucht“.

Tags darauf erörtert Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), „was die Schöpfung in einer globalisierten Welt wert ist“. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hält eine Bibelarbeit, Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) sitzt am Samstag auf mehreren Podien. Auch die Sozialdemokraten lassen sich das Forum nicht entgehen. Bundestagsvize Wolfgang Thierse und Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier sind Stammgäste, auch Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft schauen vorbei. Manuela Schwesig, Sozialministerin in Mecklenburg-Vorpommern, hat es eh nicht weit. Für Katrin Göring-Eckardt, die ihr Amt als EKD-Präses wegen der Rolle als Grünen-Spitzenkandidatin ruhen lässt, ist Hamburg sowieso ein Muss.

Viele der erwarteten 100 000 Dauergäste kommen aber nicht nur wegen der Veranstaltungen oder der Prominenz, sondern auch, um Freunde zu treffen, sich auszutauschen und vier Tage lang Kraft zu tanken für das Engagement in der heimischen Kirchengemeinde. Neue Veranstaltungs-Formate wie die „Ideensalons“ oder das „Forum Internet und Gesellschaft“ sollen dazu beitragen, dass Freundes- und Bekanntennetze noch engmaschiger werden.

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