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Barack Obama wirbt für Hillary Clinton an der Universität von Chapel Hill, North Carolina.

© AFP

5 Tage bis zur US-Wahl: Obama: "Das Schicksal der Republik liegt auf euren Schultern"

"Tut es mir zuliebe!" Der Präsident macht Wahlkampf für Hillary Clinton und bettelt um die Stimmen, die die Kandidatin nicht erreicht. Zum Beispiel bei Schwarzen in North Carolina. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Es ist ein warmer Tag unter strahlend blauem Himmel in North Carolina: "ein Sommertag im November", wird Barack Obama nachher sagen. Schon Stunden vor seinem Eintreffen strömen Tausende aus allen Richtungen zum Eddie Smith Field, dem Football-Feld im Herzen der University of North Carolina (UNC) in Chapel Hill.

Einige kollabieren in der prallen Sonne

Der Präsident ist hier ziemlich beliebt, gerade unter den jungen Studenten. Unter sie hat sich aber auch eine beträchtliche Zahl von Afroamerikanern gemischt, die das Studentenalter hinter sich haben.

Dicht an dicht stehen die Menschen, manche seit Stunden. Die Temperaturen liegen um die 28 Grad Celsius. Es gibt keinen Schutz vor der prallen Sonne. Immer wieder müssen die Sanitäter in die Menge, um bei Kreislaufkollapsen auszuhelfen.

Obama warnt: Mein Erbe ist in Gefahr

Jubel brandet auf, als Obama endlich eintrifft. Und eines macht er sofort deutlich: Er nimmt die Frage, was nach ihm kommt, sehr persönlich. Alles, was er in den letzten acht Jahren erreicht hat, wäre verloren, wenn die falsche Person ihm nachfolgt: die Rettung des Landes aus der "großen Rezession" nach der Finanzkrise; die Schaffung von 15 Millionen neuen Arbeitsplätzen; der Fortschritt, das 20 Millionen mehr Amerikaner heute dank der Gesundheitsreform eine Krankenversicherung haben; und dass niemand eine gleichgeschlechtliche Liebe mehr verstecken muss.

Der Name "Trump" kommt Obama in der 50-minütigen Rede nicht einmal über die Lippen. Er spricht von dem "Kandidaten, den die andere Seite nominiert hat, obwohl sie weiß, dass er nicht qualifiziert ist". Er erinnert an dessen abfällige Worte über Frauen; und daran, dass dieser Kandidat Behinderte nachgeäfft hat.

Kleine Geschichtslektion über Unterdrückung des "Black vote"

In Gefahr wäre auch, was die Generation vor ihm erreicht hat, warnt der Präsident: die volle bürgerliche Gleichberechtigung. Die Republikaner versuchten, die Stimmabgabe Schwarzer zu unterdrücken. Er gibt eine kurze Geschichtslektion, denn "manche von euch waren zehn Jahre alt, als ich vor acht Jahren gewählt wurde".

Deshalb ist seine Bitte: "Geht wählen! Ich dränge euch nicht gerne. Aber das Schicksal der Republik liegt auf euren Schultern. Alles hängt davon ab, dass wir North Carolina gewinnen." Es klingt ein bisschen, als wolle er sagen: Auch wenn Hillary euch nicht ganz überzeugt: Geht mir zuliebe wählen!

Clinton schöpft das Wählerpotenzial nicht voll aus

In den letzten sieben Tagen vor der Wahl avanciert Obama zu Clintons energischstem Wahlhelfer - als ginge es um seine Zukunft, nicht ihre. Da ist ein Hauch der "Yes, we can"-Stimmung von 2008 zu spüren. In Washington ist der Präsident nicht mehr anzutreffen. Er reist durchs Land: nach Florida, nach New Hampshire, vor allem aber immer wieder nach North Carolina. Vergangene Woche war er in Raleigh, an diesem Mittwoch in Chapel Hill, der ältesten allgemein zugänglichen Universität der Vereinigten Staaten. Am Freitag hält er Rallys in Fayetteville und Charlotte.

Ihm geht es dabei vor allem um zwei Wählergruppen, bei denen Clinton das Potenzial offenbar nicht optimal ausschöpft: junge Wähler und Afroamerikaner. Das Rennen ist doch noch einmal knapp geworden. Von einem beruhigenden Vorsprung der Demokratin wie noch vor zehn Tagen kann keine Rede mehr sein. Auch beim "Early Voting" liegt sie nicht ganz so gut wie Obama 2012. Der Anteil der Afroamerikaner, die von der Möglichkeit Gebrauch machen, liegt laut CNN etwa fünf Prozent unter dem 2012er Niveau.

"Geht wählen!", fordert er mehr als ein Dutzend Mal

Es kommt jetzt weniger darauf an, neue Wähler aus dem Trump-Lager zu gewinnen. Sondern darauf, dass alle Wähler, die im Prinzip für Hillary oder die Demokraten stimmen würden, tatsächlich ihre Stimme abgeben. "Geht wählen!" Obama hat es in den 50 Minuten in Chapel Hill mehr als ein Dutzend Mal gesagt.

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