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60 Jahre Grundgesetz: Verfassungsparty und Parteienstreit

Der Streit über die Feier "60 Jahre Grundgesetz" hat ein Ende – man trifft sich mit Thomas Gottschalk. Auch Udo Jürgens und Udo Lindenberg sollen mit von der Partie sein.

Berlin - Eine Verfassungsparty im großen Stil sollte es werden, doch die Planung mündete gleich in kleinkariertem Parteienstreit. 60 Jahre Grundgesetz, und auf der Bühne neben Stars und Sternchen nur die Staatsrepräsentanten Horst Köhler, Norbert Lammert und Angela Merkel – nein, das konnte sich die SPD im Superwahljahr nicht bieten lassen. Eine „politische Frechheit“, schimpften die Genossen um Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier. Und Köhler-Herausforderin Gesine Schwan sah in dem Plan, dem Trio am Tag vor der Bundespräsidentenwahl einen glanzvollen Auftritt vor dem Brandenburger Tor zu gönnen, gar „eine Form der staatlich alimentierten Wahlhilfe“.

Nun haben die Koalitionsarithmetiker offenbar wieder Frieden hergestellt. Ein gemeinsamer Auftritt von Merkel und Steinmeier sei möglich, sagte eine Regierungssprecherin. Er sei aber noch nicht beschlossen. Laut „Spiegel“ sollen sich beide zum Ende einer Show mit Thomas Gottschalk präsentieren dürfen. Und weil die Politikerauftritte dann auf den Abend des 23. Mai fallen würden, müsste auch keiner mehr eine Beeinflussung der Bundesversammlung befürchten. Stattdessen kann das neu gewählte Staatsoberhaupt, wie immer es heißen mag, gleich zu einer ersten Ansprache ans Mikrofon treten.

Nebenbei haben die Planer aus dem Bundespresseamt noch ein weiteres Ärgernis beseitigt. Aus dem ursprünglich auf drei Tage angelegten Jubiläumstrubel wird dem Vernehmen nach nun ein krisenkompatibles, auf einen Tag begrenztes und erheblich abgespecktes Erinnerungsfest. Nach den Plänen der vom Innenministerium angeheuerten Agentur „media event“ sollte die dreitägige Party ursprünglich acht Millionen Euro kosten – zwei Millionen sollten vom Bund kommen, der Rest über private Sponsoren. Kritiker fanden solche Verfassungsvermarktung unangemessen, sie drängten darauf, das Fest lieber durch den Bund ausrichten zu lassen. Außerdem wollten sie es lieber ein wenig bescheidener und geschichtsträchtig-niveauvoller.

Höhepunkt soll nun ein Konzert der Berliner Staatskapelle unter Leitung von Stardirigent Daniel Barenboim sein. Die Musiker spielen dem Anlass entsprechend Beethovens Neunte. Versprochen ist zudem ein „anspruchsvolles Kulturprogramm mit Lesungen und Diskussionen“. Auch werde es „viele Informationen“ zur deutschen Geschichte geben – zu 60 Jahren Bundesrepublik ebenso wie zur deutschen Teilung und zur Einigung Europas.

Gottschalk freilich muss auch sein. Und auf Merkels Bitte hin sind die Musikveteranen Udo Jürgens und Udo Lindenberg ebenfalls mit von der Partie. Ob Steinmeier kulturelle Wünsche anmelden durfte, ist nicht bekannt.

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