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Wichtig ist vor allem, eine Infrastruktur in den Flüchtlingslagern zu schaffen.

© dpa

65 Millionen Flüchtlinge: Die meisten Menschen werden nie zurückkehren

Der Krieg in Syrien treibt die Flüchtlingszahl in die Höhe. Aber weder gesperrte Grenzen noch Abschiebungen in angeblich sichere Herkunftsländer helfen gegen die Not. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Gerd Nowakowski

Es war Papst Benedict XV., der mitten im Ersten Weltkrieg einen Gedenktag für Flüchtlinge ausrief. Ein Jahrhundert später ist die Zahl der Menschen, die in die Flucht getrieben werden von Krieg und Verfolgung, größer denn je. 65 Millionen Menschen suchen fern der Heimat einen Platz zum Überleben, zum Vergessen und für einen Neuanfang. Sie sind eine Anklage gegen die Weltgemeinschaft. Die Führer der Welt sind gescheitert, die Zahl der Konflikte einzudämmen und Despoten in die Schranken zu weisen. Länder wie Somalia oder Sudan sind schwärende Wunden, wo die Verzweiflung teilweise seit Jahrzehnten den Alltag begleitet.

Vor allem der Krieg in Syrien treibt die Flüchtlingszahl in die Höhe. Dort kann die Welt wie auf dem Reißbrett erleben, wie blockierende Interessen und eitle Machtspiele ermöglichen, dass der Despot Assad sein Volk mit Folter und Fassbomben terrorisiert. Er profitiert von Putins schützender Hand, der Russland wieder zur Weltmacht aufmuskeln möchte, und dem Versagen von Präsident Obama, die selbst formulierte Bedingung für ein militärisches Eingreifen umzusetzen. Allerdings wirkt auch die Initiative von US-Diplomaten für ein stärkeres Engagement ebenso verzweifelt wie unrealistisch.

Die meisten Menschen werden nie zurückkehren

Papst Benedicts Nachfolger Franziskus hat mehr Aufnahmebereitschaft gefordert. Die Politik will dies immer weniger hören. Die Aufnahmebereitschaft, auf die Deutschland im Herbst 2015 zu Recht stolz war, droht in einem rauer gewordenen Klima zerrieben zu werden. Aber weder gesperrte Grenzen noch Abschiebungen in angeblich sichere Herkunftsländer helfen gegen die Not. Zugleich wird immer klarer, dass die meisten Menschen nie zurückkehren werden, anders als noch vor 20 Jahren nach dem Balkankrieg.

Deshalb muss es darum gehen, Flüchtlinge in Deutschland bestmöglich zu integrieren. Noch wichtiger ist, dass in regionalen Aufnahmeländern eine zukunftssichere Infrastruktur geschaffen wird, um die Menschen dauerhaft anzusiedeln – etwa im Libanon, in der Türkei und Jordanien. Eine solche Kraftanstrengung der Weltgemeinschaft ist überfällig.

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