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Heinz Reinefarth ist ab 1951 zwölf Jahre lang Bürgermeister in Westerland/Sylt. Er ist ein guter Verwalter, die Insel boomt. Mehr interessiert nicht.

© picture alliance / dpa

70 Jahre Warschauer Aufstand: Westerland und Ex-Nazi-Bürgermeister Reinefarth: Der fürchterliche Sylter

Heinz Reinefarth wütete 1944 als SS-General beim Warschauer Aufstand und wurde später beliebter Bürgermeister von Westerland. Seine Geschichte interessierte dort nur einen. Und der bekommt jetzt recht.

Es ist ein warmer, sonniger Augustsamstag, als der zwölfjährige Wiesio Kepinski sterben soll. Seine Mutter schaut, ob er und sein kleiner Bruder sich die Hände gewaschen haben, es wird gleich Essen geben. Ackerbohnen, die Wiesio am Vortag gesammelt hat.

Seit fünf Tagen wird in Warschau gekämpft. Im Viertel Wola, am Rande der Stadt, wo die Kepinskis wohnen, ist es noch ruhig, doch die Ungewissheit steigt. Im Keller der orthodoxen Kirche gegenüber ihrem Haus verstecken sich 61 Frauen, Männer und Kinder aus der Gegend. Die Figuren der Heiligen verleihen ihnen etwas Zuversicht. Wola ist ein Arbeiterviertel, mit einfachen Häusern.

Die Soldaten kommen, bevor die Ackerbohnen fertig sind. „Raus“, schreien sie, donnern mit Gewehren an die Tür. Wiesios Vater geht als Erster, ihm folgt Wiesios älterer Bruder Wladyslaw mit seiner schwangeren Frau. Und andere Menschen aus ihrem Haus, es sind mehrere Dutzend. Wiesios Mutter mit dem jüngsten Sohn im Arm und Wiesio selbst schließen die Kolonne. „Sie werden uns umbringen“, wiederholt die Mutter leise. 100 Schritte gehen sie. Das hat er später gezählt.

Wieslaw Kepinski hat nach 70 Jahren immer noch alle Details im Kopf. Löschen kann er sie nicht, auch wenn er es wollte. Wenn der weißhaarige Mann über den Sommer 1944 erzählt, spricht er über sich selbst in der dritten Person. Als ob es um jemanden anderen gehen würde. Kleiner Wiesio das, kleiner Wiesio jenes. Oder auch „der kleine Wiesio wollte leben“.

Himmlers Befehl lautet: „Jeder Bewohner ist zu töten, es ist verboten, Gefangene zu machen.“

Auf der Straße steht eine schwere Maschinenpistole. Wiesio weiß, was passieren wird, er hat in der fünf Jahren währenden Okkupation viele Exekutionen auf den Straßen gesehen. Er zieht flehentlich an der Hand eines Soldaten, doch der bleibt gleichgültig. Die Soldaten umgeben sie von drei Seiten. Auf der vierten Seite, hinter einem kleinen Damm, befindet sich der Friedhof, den Wiesio wie seine Westentasche kennt. „Ich bin ausgerissen und den Damm hochgelaufen“, sagt er. Seine Familie hat er danach nie wieder gesehen.

Auf der Stelle, wo die Kepinskis und die anderen damals standen, gibt es heute einen kleinen Gedenkstein. „Am 5. August 1944 erschossen die Nazis hier 60 Menschen und verbrannten 1500 Leichen auf dem Friedhof“ steht darauf. Und noch viel mehr geschah. In Wola und dem Nachbarbezirk Ochota wurden in wenigen Tagen 50 000 Zivilisten erschossen, erstochen oder lebendig verbrannt. Geleitet hat die Aktion der Generalleutnant der Waffen-SS Heinz Reinefarth.

Pfarrerin Anja Lochner erhält im Januar 2013 eine E-Mail aus Polen. Wissen Sie eigentlich, wer Ihr Bürgermeister war?, wird darin gefragt. Sie beginnt, nach der Antwort zu suchen.
Pfarrerin Anja Lochner erhält im Januar 2013 eine E-Mail aus Polen. Wissen Sie eigentlich, wer Ihr Bürgermeister war?, wird darin gefragt. Sie beginnt, nach der Antwort zu suchen.

© Agniezska Hreczuk

Im Januar 2013 bekommt die Pfarrerin der evangelischen Gemeinde von Westerland auf Sylt, Anja Lochner, eine Mail aus Polen. „Ist Ihnen bewusst, dass Ihr ehemaliger Bürgermeister Heinz Reinefarth der Henker von Warschau ist?“, fragt der Absender. Die Pastorin lebt seit 17 Jahren auf Westerland, über den ehemaligen Bürgermeister weiß sie nur, dass er im Krieg war und lange im Amt. Sie recherchiert im Internet und in Kirchendokumenten. Das Ergebnis erschreckt sie.

Zwölf Jahre lang war er hier Bürgermeister. Landtagsabgeordneter war er auch, Gründer der Lionsclubs auf der Insel, Anwalt. Trotzdem wird auf Sylt über Heinz Reinefarth lange nicht gesprochen. Weder gut noch schlecht. Gar nicht. Zumindest nicht laut. Als wäre er ein Geist, den man lieber nicht erwähnt, weil er zurückkommen und Unglück bringen könnte. Die Jüngeren kennen seinen Namen nicht. Die Älteren schweigen meist, wenn Anja Lochner sie fragt. Manchmal sagen sie etwas, in dem ein Schatten der alten Begeisterung durchklingt. „Er war ein toller Bürgermeister.“ Als Heinz Reinefarth 1979 stirbt, schreibt die Stadtverwaltung Westerland in einem Nachruf: „Sein erfolgreiches Wirken für die Stadt Westerland wird unvergessen bleiben.“ Doch was war davor?

Darüber redet man nicht. Die Gemeinde von Anja Lochner wendet sich an die Stadt. „Die Sache“ müsse endlich aufgearbeitet werden.

60 Jahre lang war Stojan der Einzige, der über Reinefarths Verbrechen sprechen wollte

„Jeder Bewohner ist zu töten, es ist verboten, Gefangene zu machen“, befiehlt Reichsinnenminister Heinrich Himmler, nachdem in Warschau – ein Jahr nach dem Aufstand im Ghetto – am 1. August 1944 ein zweiter Aufstand losbricht. Angeführt diesmal aus dem Untergrund von der polnischen Heimatarmee, die die blutige Okkupation der Deutschen beenden will. Der Zeitpunkt scheint perfekt zu sein: Die deutschen Truppen ziehen sich zurück, die Rote Armee rückt näher, man glaubt, in wenigen Tagen werde sie Warschau erreichen. Die Heimatarmee hofft auf Hilfe der Engländer und Russen.

Himmler beauftragt Reinefarth mit der Niederschlagung des Aufstands. Ihm unterstehen die Schutzmannschaften aus Posen, die SS-Sonderformation Dirlewanger, die aus verurteilten Verbrechern besteht, und die Division RONA, in der sowjetische Kollaborateure versammelt sind. Reinefarth nimmt seine Aufgabe ernst. Es fehle ihm die Munition, um alle Zivilisten zu erschießen, habe er sich bald beschwert, sagen Mitarbeiter nach dem Krieg aus. Für seinen Einsatz bekommt Reinefarth das Eichenlaub zu seinem Ritterkreuz verliehen.

Ernst Wilhelm Stojan, Jahrgang 1926, kann nicht glauben, dass den Syltern die Geschichte Reinefahrts gleichgültig ist.
Ernst Wilhelm Stojan, Jahrgang 1926, kann nicht glauben, dass den Syltern die Geschichte Reinefahrts gleichgültig ist.

© Agnieszka Hreczuk

Als Ernst Wilhelm Stojan davon erfährt, dass Pfarrerin Lochner „die Sache“ mit Reinefarth aufklären will, freut er sich. Endlich hat er eine Verbündete!

60 Jahre lang war Stojan auf der Insel der Einzige, der über Reinefarths Verbrechen sprechen wollte. Stojan ist langjähriger SPD-Kommunalpolitiker. Er war Bürgervorsteher in Westerland und Landtagsabgeordneter. Reinefarths ganze Karriere hat er beobachtet. „Die Leute haben ihn gemocht“, sagt er. Er spricht schnell, schüttelt den Kopf, als ob er es immer noch nicht richtig begreifen könne. Reinefarth sei hilfsbereit gewesen, habe sich engagiert, und vor allem war er ein guter Verwalter. Er kümmerte sich um die Stadt. „Ein freundlicher Mensch, ein guter Verwalter – damit war das Thema Verbrechen für die Leute beendet“, sagt Stojan.

Stojan ist aus Oels in Schlesien. Jahrgang 1926, eine Generation jünger als Reinefarth. Im August 1944, als dessen Truppen den Warschauer Stadtteil Wola ausrotten, lebt Stojan als Lehramtsschüler in einem Kloster. Von dem Aufstand in Warschau bekommt er nichts mit. Im September wird er zu einer Marineartillerieschule einberufen, 1945 nach Sylt abkommandiert, wo er das Kriegsende erlebt. Nach Oels kann er nicht zurück, die Stadt gehört nun zu Polen. Er findet einen Job in einer Schule und holt seine Familie nach Sylt. Bald heiratet er die gebürtige Sylterin Sigrid. Sigrid ist SPD-Mitglied, sie bringt Ernst Stojan in die Politik.

Ein Defa-Film zeigt Reinefarths Verstrickungen. "Kommunistische Propaganda", sagt er

Es kommen damals viele Vertriebene auf die Insel, die Bevölkerungszahl von Sylt verdoppelt sich. Untergebracht werden die Flüchtlinge in ehemaligen Kasernen, Hotels und Kurhäusern. Sie erzählen schreckliche Geschichten darüber, was ihnen Russen und Polen angetan haben. Von Auschwitz oder Warschau und Wola erzählen sie nicht. Sie leben in prekären Verhältnissen, werden als Fremde abgelehnt. Heinz Reinefarth findet für sich eine Nische: Er vermittelt zwischen den Syltern und den Vertriebenen.

Reinefarth, geboren in der Provinz Posen, aufgewachsen in Cottbus, ist auf Sylt kein Fremder. Eins der unauffälligen Friesenhäuser unweit vom Strand in Westerland gehört seinen Schwiegereltern. Reinefarth war hier vor 1945 oft zu Gast. Nachdem er aus britischer Gefangenschaft entlassen wurde, zog er auf die Insel. Den Briten machte er vor, er sei ein ahnungsloser Soldat und Beamter gewesen, Warschau verschwieg er. Auf Sylt fängt er nun eine politische Karriere an. Als er sich 1951 um das Bürgermeisteramt bewirbt, stimmen Stojan, die SPD und die Dänen gegen ihn. Sie scheitern. Mit den Stimmen von CDU und dem Bund der Heimatvertrieben und Entrechteten kommt Reinefarth ins Rathaus.

In Wola haben sie in den Jahren nach Kriegsende die Toten exhumiert. Zwölf Tonnen Menschenasche wurden in dem Bezirk geborgen. Wie Wissenschaftler berechnet haben, entspricht das rund 50 000 Opfern. Darunter auch der Vater, die Mutter, zwei Brüder und die hochschwangere Schwägerin von Wieslaw Kepinski. Es wird ihnen ein Denkmal auf einem neu angelegten Friedhof errichtet.

Wieslaw Kepinski überlebte als Zwölfjähriger Reinefarths Killerkommando in Warschau-Wola. Er hat kein Detail jenes 5. August 1944 vergessen.
Wieslaw Kepinski überlebte als Zwölfjähriger Reinefarths Killerkommando in Warschau-Wola. Er hat kein Detail jenes 5. August 1944 vergessen.

© Agnieskza Hreczuk

Wieslaw Kepinski erinnert sich daran, wie er nach Kriegsende zurück nach Wola kam. Er lief zu der Kirche, wo er seine Familie zum letzten Mal gesehen hatte. Er wollte hoffen. „Ich schaute mich um. Und dann sah ich etwas Schwarzes im Gras.“ Es war ein Versicherungsausweis seines Vaters. Das Foto auf der letzten Seite zerfiel, als er es berührte. Die rechte Ecke ist ausgerissen. „Hier kam die Kugel durch. Und durch meinen Vater, der diesen Ausweis in seiner Jacketttasche trug.“ Der Ausweis muss rausgefallen sein, als die Leichen zur Verbrennung getragen wurden. Die Hoffnung starb.

Ende der 1950er Jahre las Wieslaw Kepinski dann eine Anzeige in einer Zeitung. „Ein Deutscher suchte nach Augenzeugen des Massakers in Wola.“ Er ging hin. Der Mann fragte nach Reinefarth, ob er dabei gewesen war. Kepinski wusste es nicht. Er wusste nur, dass es Deutsche waren, die seine Familie erschossen haben. Vorgestellt hatte sich keiner.

Stojan hat nie mit Reinefarth direkt gesprochen. Das wäre sinnlos gewesen, meinte er

Die polnischen Behörden stellen mehrere Auslieferungsanträge für Reinefarth. Alle werden abgelehnt. Später erfährt Stojan, dass die Amerikaner Reinefarths alte Geheimagentenkontakte im Osten nutzen wollten. Währenddessen boomt Westerland. Touristen kommen wieder, Infrastruktur wird ausgebaut, den Bewohner geht es gut. Niemanden interessiert, was im weit entfernten Polen passiert ist. Nur Ernst Wilhelm Stojan lässt nicht nach. Er macht sich damit keine Freunde. Er sei ein Nestbeschmutzer, hört er. Sogar in der eigenen Partei trifft er auf Freunde von Reinefarth.

Heinz Reinefarth liest die Zeitungen, in denen Stojan ihn als Verbrecher bezeichnet. Er hört im Landtag, wie Stojan seine Fraktion über seine Vergangenheit aufklärt. Direkt reden sie nie darüber. „Meine Intention war, mit diesem Mann sprichst du nicht über seine Vergangenheit. Er hat sie selbst nicht verarbeitet, und er war nicht bereit, sich zu dem zu bekennen, was er getan hat“, erklärt Stojan. 1957 wird Reinefarth als Bürgermeister wiedergewählt. Ein Jahr danach zieht er in den Landtag ein. Das ist keinem anderen ehemaligen SS-General jemals gelungen. Reinefarth habe offensichtlich selbst nicht mehr geglaubt, dass er bei der SS war, vermutet Stojan. Als die ostdeutsche Defa 1957 in dem Film „Urlaub auf Sylt“ Reinefarths Vergangenheit thematisiert, tut er die Behauptungen als kommunistische Propaganda ab. Die Sylter kaufen es ihm ab. Erst in den 60er Jahren wird es eng für ihn: Die Staatsanwaltschaft ermittelt, als bei Recherchen des Lüneburger Historikers Hanns von Krannhals neue Beweise auftauchen. Etwa die Anlagebände zum Kriegstagebuch der 9. Deutsche Armee, in denen Reinefarths Dienstgespräche in Warschau aufgezeichnet wurden. Darin spricht er auch über erschossene Zivilisten. Die Ermittlungen werden zwar eingestellt, doch dem Landtag wird es mit Reinefarth jetzt zu heikel. Unter Druck tritt er als Abgeordneter zurück, dann als Bürgermeister. Bis zu seinem Tod 1979 arbeitet Reinefarth als Anwalt.

Ein Schweizer Doktorand bringt mit seinen Untersuchungen die Wende

„Ernst Stojan, lass es sein, es ist schon so viel Zeit vergangen“, hört Stojan auch danach. „Polen und Russen waren nicht besser!“, oder „Es war Krieg, jeder hat es gemacht.“ Schleswig-Holstein gilt als Hochburg der ehemaligen Nazis. Der Enkel erzählt, Reinefarth sei ein guter Opa gewesen, die Tochter betont, er sei nie schuldig gesprochen worden. „Aber er war es“, sagt Stojan und klopft auf das Ende April erschienene Buch, das auf dem Tisch liegt. „Der Fall Reinefarth“ von Philipp Marti. Es brachte die Wende.

Der Schweizer Doktorand kam 2011 nach Sylt. Er durchwühlte alle Archive, beschäftigte sich mit Unterlagen, die kaum jemand bisher lesen wollte. Stojan bemühte sich darum, dass die Stadt sich finanziell an dem Buch beteiligt. Der Schweizer wurde auf der Insel zur höchsten Instanz. Vielleicht, weil ihm als Schweizer niemand vorwerfen konnte, er sei parteiisch. Vielleicht, weil er zu den Jungen gehört, die unbelastet sind und offen, wie Stojan sagt. Im Rathaus, in der Kirche – in jeder Institution der Stadt ist das 400-seitige Buch zu finden. Wie ein Zeichen, dass man reden will.

Stojan hat das Grab von Reinefarth nie gesehen. Es ist in Keitum, wenige Kilometer entfernt. Der Pastor in Westerland wollte den Henker aus Warschau nicht bei sich beerdigen. Offiziell, weil Reinefarth kein Mitglied der Kirche war. Unter einem schlichten Grabstein ruht der ehemalige Bürgermeister und SS-General. Zusammen mit seiner Ehefrau und der Schwiegermutter. Man hat ein Ritterkreuz mit Eichenlaub in den Stein gravieren lassen. Als die jetzige Pastorin unter Gemeindemitgliedern herumfragte, wer bei der Beerdigung gewesen sei, stieß sie auf Schweigen.

Westerland hat umgedacht. 70 Jahre nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstands, an der Heinz Reinefarth blutigen Anteil hatte, bringt die Stadt eine Mahntafel am Rathaus an. "Beschämt verneigen wir uns vor den Opfern", steht dort.
Westerland hat umgedacht. 70 Jahre nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstands, an der Heinz Reinefarth blutigen Anteil hatte, bringt die Stadt eine Mahntafel am Rathaus an. "Beschämt verneigen wir uns vor den Opfern", steht dort.

© dpa

Ein anderes Schweigen ist seit vorgestern, seit Donnerstag, dem 31. Juli 2014, vorbei. Seitdem hängt am Rathaus eine Mahntafel mit dem Text: „Mehr als 150 000 Menschen werden ermordet, unzählige Männer, Frauen und Kinder geschändet und verletzt. Heinz Reinefarth, von 1951 bis 1963 Bürgermeister von Westerland, war als Kommandeur einer Kampfgruppe mitverantwortlich für dieses Verbrechen. Beschämt verneigen wir uns vor den Opfern und hoffen auf Versöhnung.“ Die Sylter Politiker, auch die jetzige Bürgermeisterin und Bürgervorsteher, haben entschieden, dass die Aufarbeitung nötig ist. Nicht jedem gefällt das. An Anja Lochner und ans Rathaus werden unfreundliche Mails geschickt.

Am 5. August werden die Bürgermeisterin Petra Reiben, der Bürgervorsteher Peter Schnittgard und die Pastorin Anja Lochner nach Warschau kommen, um der Opfer ihres früheren Bürgermeisters zu gedenken. Wieslaw Kepinski ist auch eingeladen.

Als er erfuhr, dass die Sylter nach Warschau kommen, tauchte plötzlich ein irrationales Gefühl auf. „Ich dachte, dass vielleicht jemand kommen würde, der damals bei der Kirche war, und bringt das zu Ende, was dort angefangen wurde. Total verrückt!“ Wieslaw Kepinski lacht etwas verlegen, als ob er sich für seine Ängste entschuldigen möchte.

Dem 88-jährigen Stojan hat der Arzt abgeraten, nach Warschau zu reisen. Ein wenig Bedauern bleibt. „Ich möchte euch als Sylter um Vergebung und Versöhnung bitten“, hätte er in Warschau gern gesagt. Und sich ein wenig daran erfreut, dass das beklemmende Gefühl, weil bei ihm zu Hause derjenige unbestraft blieb, der so viel Leid angerichtet hat, jetzt weg ist.

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