zum Hauptinhalt
Der ehemalige Bundearbeitsminister Norbert Blüm wird 80.

© dpa

80. Geburtstag: Norbert Blüm: Das lebende soziale Gewissen

Norbert Blüm wird 80. Unverzagt streitet der legendäre Verkünder der sicheren Rente gegen die Ökonomisierung.

Einen wie ihn muss man suchen. Oder erfinden, wenn es ihn noch nicht gibt. Norbert Blüm ist soziales Gewissen nicht nur seiner Partei, der CDU, sondern auch der Gesellschaft. Die hatte sich einige turboneoliberale Jahre lang der Ökonomisierung verschrieben. Aber gottlob gab es den Christsozialen Blüm. Um ein Wahlplakat der FDP aus den Zeiten der Bonner Republik zu wenden: Einer muss es ja tun … und gegen den Strom schwimmen. Blüm tat es. Und wie!

Unverzagt und unverblümt, das kann man mit einem Buchtitel von ihm über ihn sagen. Selbst als Blüm sich wegen seines Wetterns gegen die Kopfpauschale auf einem Parteitag – in Leipzig 2003 – auspfeifen lassen musste: Er wich nicht, er wankte nicht. Inzwischen redet auch Angela Merkel, die Kanzlerin, die in Leipzig und in der Opposition noch klang wie eine Maggie Thatcher, eher wie eine Vertreterin der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft. Also wie Blüm. Denn die CDA ist seine politische Heimat, von der Zeit als Redakteur bei der Monatsschrift „Soziale Ordnung“ bis hin zum Vorsitz.

Blüm ist ein Mann aus dem Leben und dem Volk. Der Werkzeugmacher – bei Opel Rüsselsheim – kam über den zweiten Bildungsweg zu Abitur (in Mainz) und Studium in Bonn: Philosophie, Germanistik, Geschichte und, als ehemaliger Messdiener, Theologie. Die unter anderem bei Joseph Ratzinger, Papst Benedikt XVI. Ach ja, Pfadfinder war Blüm außerdem. Das passt, auch zu seinem politischen Werden und Wollen; neue Pfade zu gehen war früh in ihm angelegt. Wie sein Lebensweg zeigt.

Kein Arbeits- und Sozialminister der Bundesrepublik war länger im Amt als er, 16 Jahre. So lang wie Helmut Kohl Kanzler. Dass die beiden miteinander brachen, wegen Kohls Spendenaffäre, spricht nicht gegen Blüm. Keiner hat das Sozialgesetzbuch so geprägt. Die Pflegeversicherung hat Blüm eingeführt und – das soll ihm mal keiner bestreiten – die Rentenversicherung durch manche Änderungen gesichert. Mit sozialdemokratischer Hilfe, nicht zuletzt von Rudolf Dreßler. Und nur mit Hilfe der Rentenversicherung war die Wiedervereinigung zu schultern.

Ja, er wäre auch Ministerpräsident geworden, 1990 im großen NRW – wenn da nicht auf der anderen Seite der Wuppertaler Menschenfischer Johannes Rau von der SPD kandidiert hätte. Dessen „Wir-in-Nordrhein-Westfalen“-Gefühl konnte die CDU aber nie bieten; die war schon untereinander viel zu missgünstig. Auch darum kämpfte Blüm auf verlorenem Posten.

Mit Berlin verbindet ihn, der heute noch mit Frau Marita in Bonn wohnt, eine kurze Zeit – von 1981 bis ’82 – als Bundessenator für Regiermeister Richard von Weizsäcker. Und dass er später eine Wohnung in Wedding hatte, mitten im Leben. So soll es lange bleiben. Heute wird Norbert Blüm ja erst 80.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false