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9. November 1938: Zentralrat der Juden fordert stärkere Beachtung des Pogromnacht-Jahrestags

Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, fordert eine stärkere Beachtung des Jahrestages der Pogromnacht vom 9. November 1938, der vom Mauerfall-Jubiläum "überlagert" werde.

In Zukunft müsse ein Weg gefunden werden, um beider Ereignisse „in angemessener Form“ zu gedenken. Knobloch fügte hinzu, es sei „völlig in Ordnung, dass die Erinnerungskultur der Bundesrepublik dieser Tage ganz unter dem Eindruck der deutschen Einigung steht“. Sie betonte: „Für die Menschen im Osten Deutschlands brachte der Fall der Mauer die langersehnte Freiheit - für dieses Land die volle außenpolitische Souveränität. Natürlich soll und darf dieses historischen Augenblicks gedacht werden, natürlich dürfen sich die Menschen darüber freuen.“

Zugleich dürfe man aber nicht vergessen, dass sich an einem 9. November „nicht nur die Tore zur Freiheit geöffnet haben“. Vielmehr habe sich „mit dem Novemberpogrom vor 71 Jahren bereits die Öffnung der Tore Auschwitzs abgezeichnet“. Das wiedervereinigte Deutschland müsse zeigen, „dass es sich nach wie vor den demokratischen Grundwerten verpflichtet fühlt - im Bewusstsein der dunklen Seite seiner Geschichte“.

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern fügte hinzu: „Wie die jüngsten antisemitischen und volksverhetzenden Parolen an der Dresdner Synagoge - ausgerechnet im Vorfeld des 9. November - zeigen, sind Antisemitismus und Volksverhetzung in Deutschland nach wie vor ein ernst zu nehmendes Problem.“ Dies belegten „auch die etwa 550 antisemitischen Straftaten, die in diesem Land bereits im ersten Halbjahr 2009 verübt wurden“.

Knobloch mahnte: „Um dem brauen Gedankengut, das längst in alle Bereiche unserer Gesellschaft eingesickert ist, den Nährboden zu entziehen, gilt es, die junge Generation aufzuklären und sie in ihrem Selbstwertgefühl und in ihrem Demokratiebewusstsein zu stärken.“ Es gelte, „sie zu weltoffenen Bürgern zu erziehen“.

An die Judenverfolgung durch die Nazis am 9. November 1938 erinnerte am Montag auch Bundespräsident Horst Köhler. „Der 9. November 1938 und der 9. November 1989 sind miteinander verbunden“, sagte Köhler in Berlin. Am 20. Jahrestag des Mauerfalls, einem „Tag der Freude“, gedächten die Deutschen ebenso des Tages, an dem vor 71 Jahren „aus der Diskriminierung der Juden endgültig systematische Verfolgung bis hin zum Massenmord“ wurde.

Die Teilung Deutschlands habe auch deshalb überwunden werden können, „weil wir Deutsche die nötigen Lehren aus unserer Geschichte zwischen 1933 und 1945 gezogen haben. Darum hat die Welt uns 1989 vertraut. Darum haben wir die Einheit in Freiheit wiedererlangt. Diesen Zusammenhang und die daraus wachsende Verantwortung werden wir immer beherzigen“, betonte Köhler. (ddp)

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