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Bischof Tebartz-van Elst fühlt sieht sich nur Gott gegenüber verantwortlich.

© dpa

Abgesetzter Limburger Bischof: Tebartz-van Elst schlägt zurück

Der abgesetzte Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sieht sich nur Gott gegenüber verantwortlich. Am Freitag wurde er erneut zu einer Audienz beim Papst empfangen.

Von Lug und Trug im Zusammenhang mit dem Bau seiner Bischofsresidenz will er nichts wissen – und schon gar nicht, dass er dafür die Verantwortung tragen soll. Am Mittwochabend verschickte Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst eine vierseitige Stellungnahme, die dem Tagesspiegel vorliegt und in der er sich verteidigt. „Die Anregungen und Wünsche des Bischofs führten in erheblichem Maße zu einer Steigerung der Baukosten“, konstatierte die Prüfkommission, die die Bischofskonferenz eingesetzt hatte, um die Vorgänge um den Bau der Limburger Bischofsresidenz zu untersuchen.

Am Mittwoch veröffentlichte sie ihren Bericht. Darin steht auch: „Bischof Tebartz-van Elst hatte kein Interesse an Details bezüglich der entstehenden Kosten und der Form der Finanzierung; dies überließ er seinem Generalvikar.“ Genau darauf weist Tebartz in seiner Verteidigungsschrift jetzt hin: Nicht er sei verantwortlich für das Bauprojekt und seine Finanzierung, sondern der frühere Generalvikar Franz Kaspar. Er selbst sei schließlich Theologe und Wissenschaftler und nicht Baufachmann oder Buchhalter.

Die kirchenrechtlich klar vorgesehene „Letztverantwortung des Bischofs für die Vermögensverwaltung“ habe er „seit jeher“ so verstanden, „dass sie sich in der Nachfolge der Apostel an den Herrn der Kirche richtet“, also an Gott, „nicht jedoch als Ausdruck einer verwaltungsmäßigen All- und Detailzuständigkeit“. Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller sieht darin einen weiteren Beweis für das „autokratische Amtsverständnis“ des Bischofs.

Regensburger Kardinal spricht von „Medienkampagne“ gegen Tebartz-van Elst

Dass ein Bischof sich nicht rechtfertigen müsse und schon gar nicht gegenüber der säkularen Presse, das sieht auch Tebartz’ mächtigster Fürsprecher im Vatikan so, der frühere Regensburger Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der heute Chef der römischen Glaubenskongregation ist. Bis zuletzt hatte er von einer „Medienkampagne“ gegen Tebartz-van Elst gesprochen.

Der kirchliche Prüfbericht bestätigt allerdings alle Vorwürfe, die in den vergangene Monaten in den Medien erhoben wurden. Er weist Tebartz-van Elst zum Beispiel auch eine Hauptverantwortung bei der Vertuschung der Baukosten zu: „Gegenüber der Öffentlichkeit und den Bistumsmitarbeitern wurden auf Geheiß des Bischofs entweder keine genauen oder falsche Angaben über die Kosten des Bauprojekts gemacht“. Auslöser für die „Geheimhaltung“ sei der Wunsch gewesen, „dass der Planungsprozess weder von bistumsinterner noch von öffentlicher Diskussion und nicht wieder von breitester öffentlicher Kritik begleitet sein sollte“. Selbst gegenüber Kardinal Giovanni Lajolo, den Papst Franziskus im September 2013 nach Limburg entsandt hatte, habe der Bischof „nicht die ihm bereits bekannten Zahlen angegeben“.

Den Vorwurf der Lüge will Tebartz-van Elst nicht auf sich sitzen lassen

Tebartz-van Elst sei bereits auf einer Sitzung am 22. August 2013 informiert worden, dass die Kosten auf 31,5 Millionen Euro ansteigen werden. „Der Bischof habe am Schluss der Verwaltungsratssitzung eindringlich gebeten, dass diese Zahlen keinesfalls öffentlich genannt werden dürfen“, heißt es im Prüfbericht. Am 28. August gab es eine weitere Sitzung. Das Protokoll darüber unterschrieb der Bischof am 11. September.

Doch den Vorwurf der Lüge will Tebartz-van Elst nicht auf sich sitzen lassen. Nicht gegenüber einem so hochrangigen Kardinal wie Lajolo. Er habe Lajolo schon am 10. September gesprochen, schreibt Tebartz-van Elst. Die Unterzeichnung des Protokolls am Tag danach könne „nicht als Beleg für meine Kenntnis der differenzierten Gesamtbaukostensumme angeführt werden“. Bei der Sitzung am 28. August sei er nicht dabei gewesen. Doch was ist mit den Informationen, die er am 22. August erhalten hatte? Darauf geht er nicht ein.

Die Limburger Staatsanwaltschaft hat Vorermittlungen aufgenommen

„Ich habe damit gerechnet, dass der Bischof seine Meinung sagen wird“, sagte der Paderborner Weihbischof Manfred Grothe am Donnerstag dem Kölner Domradio. Grothe leitete die kirchlichen Untersuchungskommission. Er sei gelassen, weil die Kommission „sehr sorgfältig gearbeitet“ habe und ihre Aussagen „jederzeit im vollen Umfang belegen kann“.

Mittlerweile beschäftigt sich auch die Limburger Staatsanwaltschaft mit dem Prüfbericht und hat Vorermittlungen wegen des Verdachts auf Untreue gegen Tebartz-van Elst aufgenommen. Gegen den Bischof, gegen den früheren Generalvikar Kaspar und die drei Mitglieder des Vermögensverwaltungsrats des Bischöflichen Stuhls seien 30 Anzeigen eingegangen. Zu den Mitgliedern des Verwaltungsrates gehört auch der ehemalige Chef der hessischen Staatskanzlei Jochen Riebel, der Tebartz-van Elst im Oktober massiv beschuldigt hatte. Der Prüfbericht weist allerdings den Kontrollgremien im Bistum eine Mitschuld an dem Desaster zu. Am Mittwoch hatte Papst Franziskus entschieden, dass Tebartz-van Elst eine neue Aufgabe erhält. Am diesem Freitag hat er eine Audienz bei Franziskus – und weiß vielleicht danach, was aus ihm wird.

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