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Der Eröffnungswalzer tanzt traditionell der Bundespräsident. Er gehört zur kleinen Schar der Gäste mit Ehrenkarten.

© Mike Wolff / Tsp

Abrechnung von Eintrittskarten: Beim Bundespresseball tanzt der Staat auf seine Kosten

Das feinste Fest der Ballsaison ist ein Vergnügen, auch für Regierungs- und Behördenvertreter. Oder sind sie dabei im Dienst?

Für den Besuch eines Balls sind zwei Fragen entscheidend, soweit jene der Begleitung geklärt ist: Was ziehe ich an?, lautet die erste. Meist macht der Veranstalter Vorgaben. Auch im Fall des berlinweit feinsten Tanzvergnügens, des Bundespresseballs, der im November im Hotel Adlon gefeiert wurde. Der Dresscode ist seit Jahrzehnten derselbe: „Damen erscheinen im schicken Abendkleid, Herren im schwarzen Frack oder eleganten Smoking.“

Die zweite Frage ist nicht mehr so leicht zu klären: Was muss ich bezahlen? Die Begegnung mit den Journalisten gilt als gesellschaftliches Großereignis und ist entsprechend teuer. Die Medienleute eingerechnet, kommen weit mehr als 2000 Gäste aus Wirtschaft und Politik. Eine erlesene Schar. Den Eröffnungswalzer übernimmt traditionell der Bundespräsident.

Champagnerbars und Häppchenbuffets

Frank-Walter Steinmeier war im vergangenen Jahr einer der wenigen Ehrengäste, die auf Kosten des Veranstalters kommen durften. Er nahm an einem der Dinnertische Platz, für den Besucher sonst mehrere hundert Euro hinzublättern haben. Für eine Flanierkarte ohne gesetztes Essen werden bis zu 360 Euro fällig. Immerhin berechtigt sie dazu, zwischen Champagnerbars und Häppchenbuffets zu pendeln.

Wer wie viel zahlt, ist diskret. „Zu unseren Gästen und den individuellen Konditionen machen wir keine Angaben“, teilt die Bundespressekonferenz mit, der Verein der Hauptstadt-Korrespondenten, der den Ball veranstaltet.

Schwierig wird es mit der Diskretion, wenn es sich um Amtsträger handelt. Etwa Behördenleiter oder Ministeriumssprecher. Unabhängig von der Einladung müssen sie noch eine dritte Frage beantworten: Wer zahlt für mich? Kosten für ein Privatvergnügen muss jeder selbst tragen. Dienstliche Kosten können abgerechnet werden.

Für Merkels Vertraute zahlt das Kanzleramt

Beim Bundespresseball sind die staatlichen Stellen bisher erstaunlich unsicher. Die eingeladenen Mitarbeiter aus den Pressestellen der Ministerien zahlen aus eigener Tasche. Eine Spaßveranstaltung, heißt es. Anders sieht es das Kanzleramt. Angela Merkels Medienberaterin Eva Christiansen wurde 2017 auf Kosten der Regierungszentrale geschickt (Flanierkarte). Bei der Bundestagsverwaltung ging der Tanz zumindest für deren Sprecher aufs Hohe Haus, während der Parlamentsdirektor privat bezahlte. Die Berliner Senatssprecherin wiederum kam auf Landeskosten. Die Kontrolleure vom Bundesrechnungshof (BRH) werben nun für eine vermittelnde Lösung. Bei dienstlichem Interesse könnten die Kosten zwar übernommen werden, heißt es. Um jedoch Ärger auszuschließen, haben der BRH-Präsident und sein Sprecher ihren Besuch lieber selbst bezahlt.

Die Steuerzahler dürften die lange Presseball-Tradition kräftig mitfinanziert haben. Womit sich für alle Nichteingeladenen ebenfalls eine Frage stellt: Wird da eigentlich gearbeitet – oder gefeiert?

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