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Politik: Abschied auf Raten

Möllemann denkt über eine Zukunft ohne FDP nach – mit eigener Partei?

Gewiss ist bei Jürgen W. Möllemann nur selten etwas. Gewiss scheint aber zu sein, dass kommende Woche tatsächlich sein Abrechnungsbuch erscheint. Und gewiss scheint auch, dass eine der Kernbotschaften des Ex-Bundes-Vize an seine Partei „FDP ade“ lauten wird. Dies allerdings nun als die Ankündigung einer unmittelbar bevorstehenden, eigenen Parteigründung zu verstehen ist etwas, das jeder Gewissheit entbehrt. Fritz Goergen beispielsweise, seit langem Ratgeber sowohl von Möllemann als auch von Parteichef Guido Westerwelle, der Mann also, der für die Liberalen strategische Konzepte entwickelt und die mangelhafte Umsetzung des „Projekt 18“ während des Bundestagswahlkampfes 2002 gerügt hat – er gilt als jemand, dem die Festlegung auf eine Neugründung übereilt erscheint.

Aus dem Umfeld Möllemanns, dazu gehört auch sein Sprecher Kuhl, war am Mittwochabend zu hören, der Münsteraner habe mit seiner Alt-Partei „noch nicht abgeschlossen“; er sei „noch nicht so weit“. Ausgelöst hatte die aktuelle Spekulationswoge ein Bericht der FAZ. Nun hat Möllemann selbst die vergangenen Monate über ganz bewusst alles im Vagen belassen. Er wolle keinesfalls von der Bühne abtreten, er wolle weiter politisch arbeiten, und dies am liebsten in „meiner politischen Familie, wenn die mich lassen“. So sagt es Möllemann stets, und mal betont er die bedingte Treue zur FDP, mal die Drohung mit der Alternative.

Ob aus alledem ein Antritt bereits im September in Bayern wird, ist offen. Möllemann weiß, dass eine Neugründung ihn in eine Reihe mit eher dubiosen Rand-Politikern und Halb-Gescheiterten stellen würde. Andererseits könnte er Bayern als Bundesland betrachten, in dem ein großes Reservoir an CSU-Müden und Freien Wählern ihm Zulauf bescheren könnte.

Beide Kontrahenten des vergangenen Jahres, Möllemann wie Westerwelle, sind auf Auslandsreisen. So kommentierte die FDP-Spitze nur knapp, es gebe hier nichts zu kommentieren. Inoffiziell allerdings gab manch einer die Parole aus, eine Möllemann-Neugründung werde Erleichterung bei der FDP entfachen. Denn so würde sich der Ex-Bundesvize endgültig ins Abseits stellen. Und außerdem ist da ja noch – nach dem Rauswurf aus der Bundestagsfraktion und der gescheiterten Entfernung aus der NRW-Landtagsfraktion - das leidige Parteiausschlussverfahren. Gründet Möllemann eine Partei, hätte sich dieses erledigt.

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