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Politik: Absturz des Jahres

Hessens Sozialdemokratie

Tiefer geht es kaum noch. Nach einem ersten, von der Darmstädter Abgeordneten Dagmar Metzger gestoppten Anlauf, versucht Hessens SPD-Chefin Andrea Ypsilanti im Herbst noch einmal, sich mit den Stimmen der Linkspartei zur Ministerpräsidentin einer rot-grünen Minderheitsregierung wählen zu lassen. Über Wochen hinweg hat sie sich in Partei und Fraktion Rückendeckung für den Bruch eines zentralen Wahlversprechens verschafft, wonach es kein Bündnis mit den Linken geben sollte. Roland Koch, seit März nur noch geschäftsführender Ministerpräsident, muss ernsthaft um seine politische Karriere fürchten.

Ypsilanti hingegen wähnt sich schon am Ziel: In ihrer Wahl zur Regierungschefin sieht sie das Signal für einen „Politikwechsel“ in ganz Deutschland. Bis Carmen Everts am 3. November alle Träume mit einem Telefongespräch beendet. Everts, SPD-Landtagsabgeordnete vom rechten Flügel, teilt einen Tag vor der geplanten Landtagsentscheidung mit, dass sie Ypsilanti nicht wählen wird. Gleiches bekunden die Abgeordneten Silke Tesch und Jürgen Walter. Damit fehlt der Vorreiterin des Politikwechsels die Mehrheit.

Während in den Reihen der Hessen-SPD Wut und Verzweiflung herrschen, muss sich Roland Koch nun große Mühe geben, seinen Optimismus zu dämpfen. Er präsentiert sich als wirtschaftskompetenter Krisenmanager. Das macht es der SPD noch schwerer, im Wahlkampf Tritt zu fassen. Sie zieht mit einem 39-jährigen Landtagsabgeordneten aus Gießen in die Neuwahl, dessen Doppelname anfangs selbst den meisten Hessen kein Begriff ist. Also tourt Thorsten Schäfer-Gümbel, kurz „TSG“ genannt, unablässig durchs Land. Dass er die Neuwahl gewinnen könnte, glaubt der Spitzenkandidat wohl nicht einmal selbst. Er kann aber darauf hoffen, dass die Niederlage nicht allzu schwer ausfällt. Falls doch, soll Andrea Ypsilanti die Verantwortung übernehmen – und Schäfer-Gümbel den Partei- und Fraktionsvorsitz. Landet die SPD aber in der Nähe der 20-Prozent-Marke, droht auch TSG der Absturz. has

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