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Abtrünnige Provinz: Europa streitet sich um Kosovo-Anerkennung

Nicht nur die USA und Russland sind sich uneins über eine mögliche Anerkennung des Kosovo. Auch innerhalb der EU gärt diese Frage weiter. Kommissionspräsident Barroso ringt um eine einheitliche Position.

Auch wenige Tage vor wichtigen internationalen Beratungen über die Zukunft der abtrünnigen serbischen Provinz Kosovo bleibt die Europäische Union in dieser Frage zerstritten. Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico bekräftigte, sein Land werde eine einseitig erklärte Unabhängigkeit des Kosovo nicht anerkennen. "Wir können uns kaum vorstellen, dass wir in der Lage wären, ein Land anzuerkennen, das sich einseitig selbst für unabhängig erklärt", sagte er nach einem Gespräch mit EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. "Es wäre ein großer Fehler, wenn die EU in dieser Frage unterschiedlicher Auffassung wäre."

Zehn Tage vor einem Gipfeltreffen der EU am 14. Dezember in Brüssel, bei dem das Thema Kosovo die Debatten beherrschen wird, appellierte EU-Kommissionspräsident Barroso eindringlich an die Regierungen der 27 Mitgliedstaaten, "in dieser Frage eine gemeinsame Position zu haben". Die Slowakei - in der es eine ungarische Minderheit gibt, die zehn Prozent der Bevölkerung ausmacht - gehört gemeinsam mit dem in türkische und griechische Bevölkerung gespaltenen Zypern sowie Griechenland zu einer Minderheit von EU-Staaten, die eine Anerkennung des Kosovo strikt ablehnt. Nach Angaben von Diplomaten ist eine Mehrheit der EU-Regierungen bereit, das Kosovo anzuerkennen.

Barroso: Schwäche, wenn Europa nicht vereint ist

Bisher sind alle Bemühungen einer "Troika" (EU, Russland, USA) um eine Einigung zwischen der albanischstämmigen Mehrheit und der serbischen Bevölkerungsminderheit des Kosovo gescheitert. Die Troika muss am 10. Dezember UN-Generalsekretär Ban Ki Moon Bericht erstatten.

"Wenn es mit der Troika keine Einigung gibt - und unglücklicherweise sieht es danach aus - dann ist es wichtig, dass die EU einig ist, dass alle EU-Regierungen in dieser Frage einig sind", sagte Barroso. "Denn das ist eine europäische Frage, das Kosovo liegt hier in Europa." Es sei "schwierig, zu erklären, dass die Europäer nicht in der Lage sind, keine gemeinsame Haltung zu einem europäischen Problem zu haben", sagte Barroso. "Die Amerikaner haben eine Position, die Russen haben eine Position, und ich hoffe, dass die Europäer auch eine Position haben, wenn es darauf ankommt."

Fico sagte, er könne Barrosos Aufforderung nur unterstützen. "Es wäre ein Zeichen von Schwäche, wenn wir nicht vereint wären. Und ich habe das Gefühl, dass einige der Supermächte bereits mit dieser Schwäche rechnen." Die USA haben bereits erklärt, dass sie eine einseitige Unabhängigkeitserklärung der Kosovaren anerkennen würden. Russland, das traditionell eng mit Serbien verbunden ist, lehnt dies hingegen strikt ab. Moskau hat im Sommer im UN-Sicherheitsrat per Vetodrohung eine Abstimmung über die Empfehlungen des UN-Sonderbeauftragten Martti Ahtisaari für eine Unabhängigkeit unter internationaler Aufsicht verhindert. (ho/dpa)

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