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Abu Mussab Al Sarkawi: "Gotteskrieger" und Top-Terrorist

Er war der meistgesuchte Terrorist im Irak. Nun wurde Abu Mussab Al Sarkawi bei einem Luftangriff getötet. Ein Porträt des "Gotteskriegers".

Kairo - Abu Mussab al Sarkawi hat im Terroristenmilieu so etwas wie eine Blitzkarriere gemacht. Sein brennender Wunsch, jeden zu töten, der sich seiner radikalen Auslegung des Islam entgegenstellt, hat ihn aus seiner jordanischen Heimatstadt Sarka erst nach Afghanistan und später dann in den Irak geführt. Er war zum Schluss der meistgesuchte Terrorist des Irak. Die US-Regierung setzte für seine Ergreifung eine Belohnung von 10 Millionen US-Dollar aus, die sie später auf 25 Millionen erhöhte.

Anders als Al-Qaida-Anführer Osama bin Laden, dem er 2004 seine Gefolgschaft antrug, pflegte der Jordanier mit dem schwarzen Bart und dem fülligen Gesicht nicht das Image des spirituellen Führers, der von seinem Versteck aus mit ruhiger Stimme und blumiger Sprache Befehle zum Massenmord erteilt. Vielmehr setzt sich der 39-Jährige gerne als blutrünstiger «Gotteskrieger» in Szene, der selbst an vorderster Front mit kämpft und kaltblütig Geiseln enthauptet. In einer Video-Botschaft, die einhalb Monate vor seinem Tod veröffentlicht wurde, warf sich Al Sarkawi regelrecht in Pose. Seine Vorführung beim Schießen in der Wüste erinnerte an das Gebaren der wild herumballernden Figuren in Action-Computerspielen.

Der Terrorist, der mit bürgerlichem Namen Ahmed Chaleileh heißt, wurde als Sohn palästinensischer Flüchtlinge geboren. Sein «Kampfname» Al Sarkawi leitet sich von dem Namen seiner Geburtsstadt Sarka ab.

Im Oktober 2004 benannte Al Sarkawi seine Extremistengruppe Al Tawhid wa Al Dschihad (Islamische Einheit und Heiliger Krieg) in Al Qaida im Zweistromland um. Damit wollte er seine Loyalität zum Terrornetzwerk Al Qaida und dessen Anführer Osama bin Laden ausdrücken.

Dass der Ausländer Al Sarkawi im Irak erfolgreich untertauchen konnte, beweist, dass er und seine Getreuen zumindest zu Anfang zahlreiche Anhänger unter den Irakern hatten. Diese Unterstützung bröckelte später etwas ab, als sich die Anschläge immer seltener gegen die US-Truppen und immer häufiger gegen irakische Polizisten und Zivilisten richteten. Der Kritik einiger nationalistischer irakischer Widerstandsgruppen an den Selbstmordanschlägen auf Zivilisten versuchte er im Mai 2005 mit einer Tonband-Botschaft zu begegnen. Darin hieß es, die von den Sprengsätzen seiner Selbstmordattentäter getöteten unschuldigen Muslime seien ein unvermeidbarer «Kollateralschaden». Die Opfer kämen als «Märtyrer» ins Paradies.

Vor den Flugzeugattentaten des 11. September 2001 soll Al Sarkawi ein Al-Qaida-Ausbildungslager im afghanischen Herat geleitet haben. Als kurz nach den Anschlägen von New York und Washington die US-Angriffe in Afghanistan begannen, setzte er sich von dort in den Irak ab.

Sollte ein von den Amerikanern im Oktober vergangenen Jahres veröffentlichter Brief des Al-Qaida-Vize Eiman al Sawahiri an Al Sarkawi authentisch sein, so musste der «Schiitenhasser» wegen der brutalen Anschläge auf die Schiiten auch von der Al-Qaida-Führung Kritik einstecken. In dem Brief warnte Al Sawahiri vor einem aussichtslosen Kampf gegen die Schiiten. «Können die Mudschahedin wirklich alle Schiiten im Irak töten? Hat irgendein islamischer Staat in der Geschichte dies jemals versucht?», hieß es darin.

(Von Anne-Beatrice Clasmann, dpa)

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