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Abwrackprämie: Von Schrottautos erschlagen

Infolge der Abwrackprämie hat sich der Gebrauchtwagenhandel mit Afrika halbiert. Die Verwerter in Deutschland klagen derweil über Arbeit ohne viel Gewinn.

Berlin - Allein die Diskussion über die Einführung der Abwrackprämie im vergangenen Herbst hat den Gebrauchtwagenhandel mit Westafrika im Jahr 2008 halbiert. Das Auswärtige Amt schreibt auf einer Informationsseite für Afrika, dass nach Angaben des Statistischen Bundesamts 2008 nur 61 000 Altautos von Hamburg nach Westafrika exportiert worden sind. In den Vorjahren waren es bis zu 130 000 gewesen. 2009 dürfte der Export auf Null sinken. Denn die nach Westafrika exportierten Autos waren in der Regel zwischen zwölf und 16 Jahre alt. Mit der Abwrackprämie wandern aber neun Jahre alte oder noch jüngere Fahrzeuge in die Schrottpresse. Das Auswärtige Amt hofft, dass der Handel nach dem Auslaufen der Prämie 2010 „wiedererwacht“. Ob der erklärte Fan der Abwrackprämie, Außenminister und SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier diesen Text wohl kennt?

Für die deutschen Autoverwerter dagegen reicht die Abwrack-Welle, um sie noch das ganze kommende Jahr zu beschäftigen. Nach Angaben des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE) sind bis Mai bereits rund 1,2 Millionen Fahrzeuge bei den Verwertungsbetrieben gelandet. Das ist die Kapazitätsgrenze der Branche für ein Jahr. Bis zum Ende der Abwrackprämie rechnet der BVSE mit rund zwei Millionen Fahrzeugen. Viele Firmen mussten Flächen anmieten, um die Autos zwischenzulagern, weil sie sie so schnell gar nicht klein kriegen. Die Preise für Ersatzteile sind so dramatisch gesunken, dass die Verwerter auf ein Ausschlachten der Fahrzeuge immer öfter ganz verzichten. Die Entsorger klagen jedenfalls über den Preisverfall für die Sekundär-Rohstoffe wegen der Wirtschaftskrise und höhere Lager- und Logistikkosten. Die Abwrackprämie macht den Entsorgern viel Arbeit, bringt ihnen aber kaum Gewinn. „Viele mussten, obwohl sie viel Arbeit haben, Leute entlassen“, berichtet BVSE-Sprecher Jörg Lacher. Manche sind inzwischen dazu übergegangen, Gebühren für die Annahme der Fahrzeuge zu verlangen, obwohl sie gesetzlich verpflichtet sind, sie kostenlos entgegenzunehmen. Denn nach der Altautoverordnung müssen die Hersteller für die Kosten der Rücknahme aufkommen. Eigentlich müssten die Entsorger also die Autokonzerne zur Kasse bitten, wenn sie ihre Kosten nicht mehr decken können. Dafür sieht Lacher aber kaum eine Chance.

Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel, das schon im Frühjahr eine beißende Kritik der Abwrackprämie veröffentlicht hat, kann sich in seiner Einschätzung der Wirkung bestätigt fühlen. Schon damals kritisierten die Ökonomen die gigantische Wertevernichtung durch die Prämie. Zudem rechneten sie vor, dass jeder Bundesbürger 18 Euro dafür bezahlen muss, damit bis zu zwei Millionen Deutsche sich mit Prämie ein neues Auto kaufen konnten. Dagmar Dehmer

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