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Raus aus Spanien - dafür demonstrierten die Katalanen am Wochenende.

© dpa

Adios, Spanien!: Katalanen demonstrieren gegen Madrid

Sie wollen ihren eigenen Staat: Die Katalanen haben am Wochenende für eine Abspaltung von Spanien demonstriert.

„Wir sind eine Nation“, skandieren die Demonstranten. Sie halten Pappschilder in die Höhe, auf denen steht: „Adios, Spanien!“ Auf Transparenten ist zu lesen: „Für einen eigenen Staat“ und „Katalonien ist nicht Spanien“. Rund eine Million Menschen demonstrierten am Wochenende bei einem großen Protestmarsch in Barcelona für mehr oder sogar eine vollständige Unabhängigkeit der nordspanischen Region Katalonien – und gegen ein Urteil des Verfassungsgerichtes, welches Kataloniens Autonomiestreben einschränkt.

Die katalanische Hauptstadt Barcelona erlebte damit die bisher wohl größte Kundgebung für die Abspaltung von Spanien. Klar wurde auch, dass der Graben zwischen Spanien und seiner wirtschaftsstarken Region Katalonien tiefer und die Spaltung der Nation immer offensichtlicher wird. Dazu hat zweifellos das lange Ringen um die regionale Verfassung beigetragen. Ein Dauerstreit, in dem Spaniens Verfassungsgericht kürzlich entschied, dass einige Autonomieansprüche nicht rechtens sind. Als verfassungswidrig wurde eingestuft, dass die katalanische Sprache in Schulen, Universitäten und Behörden gegenüber der spanischen Sprache Vorrang haben soll. Auch eine eigene Justizverwaltung wurde abgeschmettert. Die Bezeichnung Kataloniens als „Nation“ wurde zur rhetorischen Formel „ohne rechtliche Bindung“ herabgestuft.

„Eine Beleidigung“ sei dieses Urteil der obersten Richter, wetterte umgehend Kataloniens sozialistischer Regierungschef Jose Montilla. Und heizte damit Rufe nach einem „unabhängigen Katalonien“ an. Artur Mas, Führer der größten katalanischen Partei CiU, sprach von einer „Provokation“. Katalonien sei „weit davon entfernt, sich zu ergeben“. Kriegerische Töne, die schon die heiße Phase der Regionalwahl im Herbst einleiten. Aber auch ahnen lassen, dass Spaniens Einheit auf dem Spiel steht.

Kataloniens Statut war 2006, nach Billigung durch Spaniens Parlament und durch eine Volksabstimmung, in Kraft getreten. Das Autonomie-Statut entspricht in etwa der Verfassung eines Bundeslandes in Deutschland. Es sieht eine noch größere Selbstverwaltung der ohnehin schon ziemlich autonomen Region vor, an die weitere staatliche Kompetenzen in den Bereichen Steuern, Wirtschaft, Soziales, Verkehr, Justiz und Einwanderungspolitik abgetreten wurden. Doch auch das reicht den immer selbstbewusster auftretenden Katalanen nicht: Sie drängen schon länger darauf, auch eigene „Botschaften“ im Ausland zu unterhalten und eine eigene Fußball-Nationalmannschaft zu stellen.

Katalonien ist mit den Zielen Barcelona, Costa Brava und Costa Dorada jene Urlaubsregion Spaniens, die – noch vor Mallorca und den Kanaren – die meisten ausländischen Touristen anzieht. Die Region ist bereits seit 1979 autonom und besitzt ein eigenes Parlament und eine eigene Polizei. Katalonien ist mit 7,5 Millionen Einwohnern zudem das wirtschaftsstärkste Gebiet Spaniens, gefolgt von der spanischen Hauptstadt Madrid. Die Katalanen erwirtschaften knapp ein Fünftel des nationalen Bruttoinlandsproduktes. Ein Abschied Kataloniens wäre also für Spanien nicht einfach zu verkraften.

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