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Politik: Ägypten will Atommeiler bauen

USA bieten technische Zusammenarbeit an

Kairo - Während der Streit um Irans Atomprogramm die Welt beschäftigt, will Ägypten sein Programm zur zivilen Nutzung von Atomkraft wiederbeleben. Präsident Hosni Mubarak forderte auf dem Parteitag seiner NDP, die Nutzung der „sauberen und billigen Energie“ zu prüfen. Zuvor hatte sein Sohn Gamal ein entsprechendes Papier zur Energiepolitik vorgetragen. Bereits am Sonntag trat Ägyptens oberster Energierat erstmals seit 18 Jahren zusammen. Nach Angaben des Kabinettssprechers beschloss er, angesichts steigenden Energiebedarfs die Alternative von Nuklearenergie zu prüfen.

Energieminister Hassan Junes sagte der staatlichen Zeitung „Al Ahram“, man werde in Al Dabaa am Mittelmeer einen 1000-Megawatt-Reaktor bauen. Das Projekt werde zehn Jahre nach Bewilligung fertiggestellt. Die USA, die Iran verdächtigen, unter dem Deckmantel seines Atomprogramms Nuklearwaffen zu entwickeln, versprachen Ägypten technische Hilfe. „Wir sind bereit, Nukleartechnologie an befreundete Staaten weiterzugeben“, sagte US- Botschafter Francis Ricciardone im Fernsehen.

Bisher hat Ägypten kein Atomkraftwerk zur kommerziellen Nutzung, sondern nur einen Forschungsreaktor in Inschas 60 Kilometer nördlich von Kairo. Alle Versuche, zivile oder militärische Atomkraft mit Hilfe des Auslands auszubauen, waren an den politischen Umständen gescheitert.

So hatte Ägypten in den frühen 60er Jahren, als Israels Atomprogramm bekannt wurde, vergeblich von China und der UdSSR Hilfe bei der Entwicklung von Atomwaffen ersucht. Nach dem Krieg von 1967 unterzeichnete Ägypten den Nichtverbreitungsvertrag (NPT) in der Hoffnung, Israel werde gleichziehen. Nach dem Friedensvertrag mit Israel 1979 und der Ratifizierung des NPT-Vertrages 1981 war regelmäßig über den Ausbau ziviler Atomkraft gesprochen worden. Den Wunsch nach Nuklearwaffen scheint Ägypten aufgegeben zu haben. So setzt sich Präsident Mubarak seit Anfang der 90er dafür ein, in Nahost eine von Massenvernichtungswaffen freie Zone zu schaffen. Bisher ist Israel das einzige Land in Nahost, das Atomwaffen besitzt. Zwar hatte 2004 die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) unerklärliche Spuren von Plutonium gefunden und in einem Bericht bedauert, dass Ägypten nicht alle seine Nuklearaktivitäten gemeldet hatte. Jedoch gab es laut IAEO keine Anzeichen für eine illegale Urananreicherung.

Offiziell begründet Ägypten die Pläne zur zivilen Nutzung der Atomkraft mit dem jährlich um sieben Prozent steigenden Energieverbrauch. Beobachter schätzen jedoch, dass die Wende auch innenpolitische Gründe haben: So ging es auf dem Parteitag darum, die Popularität Gamal Mubaraks zu stärken, der möglicherweise Nachfolger seines Vaters werden soll. Mit Distanz zur US-Politik und der Ankündigung mitten in der Nuklearkrise mit Iran, die Atomenergie auszubauen, kann er Punkte sammeln.

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