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Vor dem Sturz durch das Militär gab es starke öffentliche Proteste gegen Mursi.

© Reuters

Ägyptens gestürzter Machthaber: Die letzten Stunden von Mohammed Mursi als Präsident

Ein Ultimatum und viele Drohungen: Erste Details über die letzten Stunden des ägyptischen Machthabers Mohammed Mursi werden jetzt öffentlich. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, dass es soweit kommen würde.

Bei ihrer letzten Begegnung hatte Oberbefehlshaber Abdel Fattah al Sissi nur noch eine einzige Botschaft für den Präsidenten. „Treten Sie freiwillig zurück, widersetzen Sie sich nicht unserem Ultimatum und den Forderungen der gigantischen Massen auf der Straße.“ Nur über meine Leiche, lautete die Antwort des Staatschefs, dessen Minister ihm bereits reihenweise die Gefolgschaft aufkündigten. Anschließend gab al Sissi grünes Licht für die Schlussphase des Putsches. Und die Polizeiführung erklärte offen, sie werde die Büros der Muslimbruderschaft nicht schützen. Von Stunde zu Stunde wurde es einsamer um Mohammed Mursi.

Sieben Monate lang hatte der islamistische Staatschef alle Appelle von nah und fern in den Wind geschlagen, nach seinem Verfassungscoup im November 2012 mit der Opposition einen substanziellen Kompromiss zu suchen. Schon einmal hatte General Abdel Fattah al Sissi damals alle Beteiligten zu einem runden Tisch zu sich bestellt, den die Muslimbrüder jedoch in letzter Minute platzen ließen. Und so markiert die Rede des Obersten Generals sieben Tage vor dem 30. Juni den Anfang vom Ende des ersten demokratisch gewählten Präsidenten Ägyptens. Die Zerstrittenheit des Landes habe ein Ausmaß erreicht, das die Grundlagen des gesamten Staates gefährde. „Wir werden nicht schweigend zusehen, wie unser Vaterland in einen Konflikt hineinrutscht, der praktisch nicht mehr beherrschbar ist“, erklärte er.

Mohammed Mursi vor dem Putsch.
Mohammed Mursi vor dem Putsch.

© Reuters

Doch nichts geschah, während die Armee nun ganz offen ihre Truppen für den Putschtag in Stellung brachte. Mursi wiederum versuchte nach Informationen von AP über Vertrauensleute, die Kommandanten der Zweiten Armee in Port Said und Ismailia auf seine Seite zu ziehen. Als sein Gegenspieler al Sissi davon Wind bekam, schickte er Eliteeinheiten in die Kasernen der beiden Kommandanten. „Da wussten wir, die Sache ist gelaufen“, zitiert AP ein Mitglied aus der Führungsriege der Muslimbrüder. „Westliche Diplomaten, unter ihnen die amerikanische Botschafterin Anne Patterson, haben es uns bestätigt.“ Aber man habe nicht geglaubt, „dass der Verrat so weit gehen würde“.

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