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Ältere Arbeitnehmer: Rente mit 67 erst der Anfang?

Nach Einschätzung Bundesarbeitsministers Müntefering wird die Rente mit 67 nicht die letzte unpopuläre Konsequenz des demografischen Wandels bleiben. Ältere Arbeitgeber müssten sich zudem auf Jobwechsel einstellen.

Berlin - "Man muss lernen, dass es vielleicht Jobs gibt, die man über 45, 50 (Jahren) hinaus nicht machen kann", sagte Müntefering bei einer europäischen Gewerkschaftstagung zur Zukunft der Alterssicherungssysteme am Dienstag in Berlin. Arbeitnehmer müssten sich angesichts einer schrumpfenden und immer älter werdenden Gesellschaft darauf einstellen, dass ein später Berufswechsel durchaus zum Arbeitsleben dazugehören könne.

"Das klingt nicht schön und nicht populär, aber trotzdem werden wir uns darüber zu unterhalten haben", sagte Müntefering. Er würde sich beispielsweise wünschen, dass sich in Deutschland 3000 oder 5000 ältere Menschen fänden, die sich um Hauptschüler mit schlechten Aussichten auf dem Ausbildungsplatzmarkt kümmern. Nach Angaben des Ministers werden Arbeitnehmer bereits im Jahr 2030 durchschnittlich 20 Jahre lang Rente beziehen. 1960 seien es gerade mal 10 Jahre gewesen. 2050 würden zudem mehr als 12 Prozent der Menschen älter als 80 Jahre sein. Heute seien es nur 2,5 Prozent.

Volkswirtschaftlicher Schaden durch Krankheit

Die Gewerkschaften forderte Müntefering auf, sich wieder verstärkt um den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz zu kümmern. "Offenbar ist man der Meinung, dass das in der Dienstleistungsgesellschaft kein Thema mehr sei." Haut-, Augen-, Rücken- und psychische Erkrankungen gäben aber zunehmend Anlass zur Sorge und verursachten volkswirtschaftlichen Schaden. "Wenn wir wollen, dass wir die Älteren in der Arbeit behalten, muss man an dieser Stelle ansetzen."

Der Vorsitzende des Beamtenbunds DBB, Peter Heesen, sagte zum Auftakt der zweitägigen Tagung, die Arbeit an einem europäischen Sozialmodell sei eine zentrale Zukunftsaufgabe, "wenn wir den Weg eines gemeinsamen Europas erfolgreich weitergehen wollen". Er äußerte zudem Verständnis für die Pläne der Regierung zur Rente mit 67. Bei der vorgesehenen Anpassungsfrist bis 2029 könne man darüber reden.

Deutsche Industrie- und Handelskammertag setzt auf die verstärkte Weiterbildung von älteren Arbeitnehmern. Auf diesem Wege könnten die Betriebe auch dem Fachkräftemangel entgegentreten, sagte DIHK- Präsident Ludwig Georg Braun. Eine Verlängerung der staatlich geförderten Altersteilzeit sei hingegen "kontraproduktiv". Auch Über-50-Jährige hätten Chancen auf dem Arbeitsmarkt, wenn sie sich ständig fortbilden, betonte Braun. "Mit über 50 noch Neues lernen lohnt sich doch nicht - diese Haltung kann sich unsere Gesellschaft einfach nicht mehr leisten." (tso/dpa)

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