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Politik: Ärzte wollen aus Fehlern lernen

Berlin - Es geht nicht um Schuldzuweisungen oder um Sanktionen, es geht ums Lernen. Und das, so sagt Matthias Schrappe, funktioniert nur, wenn unter Medizinern endlich ein Tabu gebrochen wird – und ärztliche Behandlungsfehler nicht mehr aus Scham oder Angst vor Strafe unter den Teppich gekehrt werden.

Berlin - Es geht nicht um Schuldzuweisungen oder um Sanktionen, es geht ums Lernen. Und das, so sagt Matthias Schrappe, funktioniert nur, wenn unter Medizinern endlich ein Tabu gebrochen wird – und ärztliche Behandlungsfehler nicht mehr aus Scham oder Angst vor Strafe unter den Teppich gekehrt werden.

Auf 17000 schätzt der Ärztliche Direktor an der Uniklinik Marburg die Zahl derer, die pro Jahr in deutschen Kliniken an den Folgen von Behandlungsfehlern sterben. Der Grund: verwechselte oder falsch dosierte Medikamente, Stress in der Notaufnahme, Überforderung und fehlerhafte Absprache im Operationssaal. Beim Erkennen begangener Fehler leisteten die Schlichtungsstellen der Ärztekammern bereits gute Arbeit, sagt der Berliner Ärztekammerpräsident Günther Jonitz. „Doch bei der Fehlerprävention stehen wir noch ganz am Anfang.“

Vor zehn Jahren hätte man ein derart heikles Thema nicht anschneiden können, sagt Schrappe, der auch die Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Gesundheitsversorgung leitet. Nun diskutierten die Delegierten des 108. Ärztetags in Berlin offen darüber – und drängten auf mehr Forschung, gezielte Fortbildung und die Installation von Fehlermeldesystemen.

Zwei davon gibt es bereits im Internet. Hausärzte gestehen Fehler und Beinahe- Pannen unter www.jeder-fehler-zaehlt. de ein. Und auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat nun ein Meldesystem (www.cirsmedical.ch/kbv). Das Wichtigste daran sei garantierte Anonymität, sagt Jonitz und bittet das Justizministerium um Schützenhilfe. Sonst bleibe man dem bisherigen „Sündenbockprinzip“ verhaftet – und laufe tatsächlich Gefahr, dass „ein vorschneller Staatsanwalt den Server beschlagnahmt“.

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