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Politik: Ärzte wollen zehn Prozent mehr Geld Tarifverhandlungen

für kommunale Kliniken

Berlin - „Maßvoll“, sei die Forderung, beeilte sich der neue Vorsitzende zu versichern, ja „geradezu zurückhaltend“. Gemessen an den Gehaltsansprüchen, mit denen der Klinikärzteverband Marburger Bund im vorigen Jahr in den Arbeitskampf gezogen war, hat Rudolf Henke sogar recht. Zehn Prozent mehr will die Ärztegewerkschaft diesmal für die 55 000 Mediziner an kommunalen Kliniken, außerdem die „umgehende“ Anhebung der Ostgehälter auf Westniveau. Im vorigen Jahr lautete die Ursprungsforderung: 30 Prozent und ein eigenständiger Tarifvertrag.

Letzteren haben die Ärzte damals erreicht. Die erstreikte Gehaltssteigerung aber werde von den Arbeitgebern „dramatisch übertrieben“, sagt Henke. Verrechnet mit bisherigen Weihnachts- und Urlaubsgeldansprüchen habe ein 30-jähriger verheirateter Assistenzarzt nur 1,7 Prozent mehr erhalten. Laut Tarifvertrag liegen die Ärztegehälter derzeit zwischen 3420 Euro brutto für Berufseinsteiger und 6500 Euro für leitende Oberärzte.

Mit attraktiveren Arbeitsplätzen stärke man die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit kommunaler Kliniken, begründete Henke die neue Forderung. Jeder zweite Klinikarzt sei kurz davor, seinen Job aufzugeben. Nie zuvor seien so viele Ärzte ins Ausland abgewandert. Die schlechtesten Bedingungen herrschten übrigens in Ostdeutschland, die dortige „Einkommensdiskriminierung“ müsse dringend beendet werden. Bisher erhalten ostdeutsche Klinikärzte 97 Prozent dessen, was ihre Kollegen im Westen verdienen.

Die Forderung des Verbands kommunaler Arbeitgeber nach einer Nullrunde nannte Henke angesichts steigender Gewerbesteuereinnahmen eine Provokation – und erinnerte an die Streiks von 2006. Man sei „jederzeit in der Lage, den roten Knopf zu drücken, und unsere Ärzte stehen wieder auf der Straße“, warnte auch MB-Verhandlungsführer Lutz Hammerschlag. Am 14. Januar sollen die Verhandlungen beginnen. Rainer Woratschka

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