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Ärztestreiks: "Von den Zuständen frustriert"

Vor einem Abwandern junger Ärzte ins Ausland warnt der Chef der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Frank Ulrich Montgomery.

Mainz - «Unsere besten Leute gehen weg», sagte Montgomery der Nachrichtenagentur dpa in Mainz. «In den Unikliniken laufen schon die Headhunter über die Flure». Viele junge Mediziner seien von den Zuständen in den deutschen Kliniken frustriert. Zudem gebe es in Ländern wie England oder der Schweiz weitaus bessere Arbeitsbedingungen und deutlich mehr Lohn.

«Wenn wir eine gute Medizin in Deutschland haben wollen, müssen wir sie auch zahlen», sagte 53-jährige Radiologe. Deshalb würden die Ärzte auch so lange streiken, bis ihnen ein vernünftiges Angebot gemacht werde.

Die Mediziner der Universitätskliniken, die sich seit Donnerstag in einem unbefristeten Streik befinden, fordern 30 Prozent mehr Gehalt und einen eigenen Tarifvertrag für Ärzte. «Wir produzieren nicht Papier, nicht Verwaltung, sondern Gesundheit», sagte der Vorsitzende des Marburger Bundes. Deshalb dürfe den Medizinern nicht mehr der Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes aufgedrückt werden. «Und mit der Gehaltserhöhung verlangen wir lediglich das zurück, was uns mit der Streichung des Weihnachtsgeldes, durch Lohnkürzung und Mehrarbeit genommen wurde.»

Montgomery ist sich sicher, dass sich die Proteste letztendlich für die Patienten auszahlen werden. «Sie sind die Profiteure unserer Politik, weil sie wieder gute und motivierte Ärzte bekommen werden.» Dass sich besonders viele junge Mediziner unter den Demonstranten befinden, wundere ihn nicht. «Die sind von den Ausbeutungen am meisten betroffen.» Gleichzeitig warnte der Gewerkschaftschef die Politiker davor, die Forderungen auf die leichte Schulter zu nehmen: «Wer heute hier demonstriert, ist unsere Zukunft.» (tso/dpa)

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