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Politik: Äthiopien erklärt Krieg für beendet: Premier Zenawi will internationale Garantien für eine truppenfreie Zone an der Grenze zu Eritrea

Im seit zwei Jahren anhaltenden Krieg zwischen Äthiopien und Eritrea scheint sich eine Wende zum Frieden anzubahnen. Äthiopiens Premier Zenawi kündigte an, dass sein Land den Krieg für beendet halte.

Im seit zwei Jahren anhaltenden Krieg zwischen Äthiopien und Eritrea scheint sich eine Wende zum Frieden anzubahnen. Äthiopiens Premier Zenawi kündigte an, dass sein Land den Krieg für beendet halte. Eritrea fordert nach wie vor einen Waffenstillstand, aber schon gestern fanden keine Gefechte mehr statt. Nach einer Reihe von militärischen Siegen Äthiopiens und der Aufnahme von Waffenstillstandsverhandlungen in Algier sorgte die Ankündigung von Premier Meles Zenawi doch für eine Überraschung: Was Äthiopien anbelange, sei der Krieg beendet, erklärte Zenawi am Mittwochabend. Seine Truppen hätten jetzt die Gebiete zurückerobert, die Eritrea beim Kriegsausbruch im Mai 1998 besetzt habe, sagte Zenawi. Ein teilweiser Abzug äthiopischer Truppen aus dem Südwesten Eritreas hat bereits begonnen, Asmaras Regierungssprecher Yemane Gebremeskel hat dies bestätigt und den Abzug des Feindes aus Barentu, Tesseney und Areza gemeldet.

Für einen weitergehenden Rückzug aus Eritrea auf die Grenzpositionen vom 6. Mai 1998, dem Tag des Kriegsbeginns, stellte Äthiopiens Premier Zenawi mehrere Bedingungen. Die internationale Gemeinschaft müsse Sicherheitsgarantien für das umstrittene Grenzgebiet geben, damit äthiopische Truppen die eritreische Armee nicht noch einmal mit Gewalt verjagen müssten.

Nach Zenawis Ansicht müsste eine truppenfreie Zone geschaffen werden, die von den Höhenzügen bei Shelalo über Badme, Zalambessa und Senafe reicht. Die Stadt Senafe liegt ungefähr 25 Kilometer im Landesinnern von Eritrea. Der äthiopische Staatschef betonte, dass einige Punkte im Friedensplan der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU), den beide Seiten im letzten Jahr im Prinzip gebilligt hatten, nun obsolet geworden seien. In der Tat hat der äthiopische Vormarsch und die Vertreibung eritreeischer Truppen aus den angeblich äthiopischen Gebieten neue Fakten geschaffen. Die OAU hatte einen Rückzug beider Seiten auf die Grenzpunkte vom 6. Mai 1998 vorgeschlagen.

Eine weitere Forderung von Zenawi könnte den Eritreern Kopfzerbrechen machen. Der Äthiopier verlangte eine Reduzierung der eritreischen Armee auf ein angemessenes Verhältnis zur nur 3,5 Millionen Einwohner zählenden Bevölkerung Eritreas, laut äthiopischen Angaben stehen 300 000 Eritreer unter Waffen. Äthiopien, mit seinen 60 Millionen Einwohnern der "Große Bruder" seiner Ex-Provinz Eritrea, hat es wesentlich leichter, Soldaten zu rekrutieren.

In Eritreas Hauptstadt Asmara sind die Friedenstöne aus Addis Abeba mit leichter Skepsis aufgenommen worden: Man spreche noch nicht von einem Kriegsende, hieß es aus eritreischen Regierungsquellen, zunächst halte man an einer Forderung nach einem Waffenstillstand fest. Am Konferenzort Algier, wo die Außenminister beider Staaten unter der Schirmherrschaft der OAU über einen Waffenstillstand verhandeln, wurde die einseitige Ankündigung des Kriegsendes mit Erleichterung aufgenommen. Ein westlicher Botschafter meinte, jetzt schlage die Stunde der Diplomatie. Ein Delegierter aus einem arabischen Land betonte, es sei ein leichtes, internationale Beobachter in die Grenzregionen zu schicken. Schwieriger sei es jedoch, die Truppenstärken und die Art der Truppen in der Kriegsregion festzulegen. In Algier stehe man vor arbeitsreichen Gesprächen.

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