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Äthiopien: Vermisste Deutsche offenbar entführt

Die beiden in Äthiopien vermissten deutschen Touristen sind offensichtlich in den Händen einer lokalen Rebellengruppe. Das Auswärtige Amt wollte die Angaben zunächst nicht bestätigen, richtete aber einen Krisenstab ein.

Endlich gibt es ein Lebenszeichen von den in Äthiopien vermissten deutschen Touristen. Offensichtlich wurden sie von Rebellen verschleppt. Eine Woche nach dem blutigen Überfall auf eine europäische Touristengruppe in der Nähe der eritreischen Grenze bekannte sich jetzt die „Vereinigte Revolutionär-Demokratische Front von Afar“ (ARDUF) im Internet zu der Entführung. Die Urlauber und die ebenfalls gekidnappten äthiopischen Begleiter seien „sicher und bei guter Gesundheit“, hieß es in einer Mitteilung.

Die Miliz versicherte, dass die Gekidnappten freigelassen würden, sobald „friedliche Verhandlungen“ abgeschlossen seien. Diese würden von den Ältesten des Afar-Stammes in der Region geführt. Weitere Einzelheiten wurden nicht genannt. Der Überfall hatte sich in der Nacht zum 17. Januar in der Danakil-Senke ereignet, einem der heißesten Orte der Erde. Das Auswärtige Amt wollte die Angaben zunächst nicht bestätigen. Es bleibe beim Verdacht auf Entführung, und ein Krisenstab sei eingeschaltet. „Wir bemühen uns mit Hochdruck, die Sache aufzuklären“, sagte ein Sprecher des Ministeriums.

Fünf Mitglieder der rund 20-köpfigen Reisegruppe waren ohne ersichtlichen Grund erschossen worden, darunter zwei Deutsche. Die Rebellen betonten, es sei während eines Feuergefechts zwischen der ARDUF und äthiopischen Soldaten zu dem Zwischenfall gekommen. Das äthiopische Militär sei für den Tod der Urlauber verantwortlich. „Wir bedauern den Tod der unschuldigen Zivilisten“, hieß es. Die äthiopische Regierung hatte von der eritreischen Regierung ausgebildete Banditen für die Tat verantwortlich gemacht.

Die ARDUF erklärte, bei den Kämpfen 16 äthiopische Soldaten getötet und Dutzende verwundet zu haben. Die Miliz warnte in ihrer Mitteilung Ausländer davor, die von der ARDUF kontrollierten Gebiete ohne die nötigen Genehmigungen zu betreten. „Jeder, der diesen Rat nicht befolgt oder ignoriert, gefährdet bei möglichen Kämpfen zwischen unseren Truppen und der äthiopischen Armee sein Leben.“ Zudem betonten die Rebellen, bereits sieben Mal Ausländer, die sich illegal in ihrem Territorium befanden, gekidnappt zu haben.

„Tatsache ist, dass alle von der ARDUF Entführten sicher wieder freigelassen wurden.“ Die Gruppe lehne prinzipiell „die Tötung oder Folterung von unschuldigen Zivilisten jeglicher Nationalität“ ab. Die Afar-Organisation ist strikt gegen die Abspaltung Eritreas und fordert den Wiederanschluss der eritreischen Afar-Gebiete an Äthiopien. Eritrea war 1993 unabhängig von Äthiopien geworden. Seither hat Äthiopien keinen Meereszugang mehr. Zwischen 1998 und 2000 kam es zu einem blutigen Grenzkrieg mit mehr als 100 000 Toten.

Die Touristen waren im Gebiet des Vulkans Erta Ale unterwegs. Die spektakuläre Landschaft in der Region gilt als geologisch einzigartig und ist unter Abenteuerreisenden beliebt, obwohl es wegen der gespannten politischen Situation in dem Grenzgebiet seit Jahren Reisewarnungen gab. Zuletzt waren 2007 fünf Europäer in dem sogenannten Afar-Dreieck gekidnappt worden, jedoch kamen sie später unbeschadet wieder frei. (dpa)

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