zum Hauptinhalt

Afghanistan: Anschläge von Extremisten nehmen drastisch zu

US-General Petraeus hat eine alarmierende Bilanz im Anti-Terror-Kampf am Hindukusch vorgelegt: Die Zahl islamistischer Angriffe in Afghanistan ist drastisch angestiegen.

Die Bemühungen der westlichen Militärallianz, radikale Islamisten am Hindukusch zurückzudrängen, erleiden schwere Rückschläge. Extremisten und Aufständische bomben so häufig wie seit Jahren nicht. In der vergangenen Woche seien von den Islamisten mehr Angriffe als jemals zuvor seit dem Sturz der radikal-islamischen Taliban geführt worden, sagte der Oberbefehlshaber der US-Truppen in der Region, General David Petraeus, bei einer Veranstaltung in Washington.

In den ersten fünf Monaten des Jahres stieg die Zahl der Angriffe durch Aufständische gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 59 Prozent, wie aus einem Bericht der Nato-Schutztruppe Isaf hervorgeht. Besonders stark nahm die Gewalt demnach im hart umkämpften Süden des Landes zu. Dort liefert sich die etwa 10.000 Mann starke, US-geführte Militärallianz der "Operation Enduring Freedom" auch Gefechte mit Taliban-Kämpfern und anderen Extremisten. Dort stieg die Zahl der Extremistenangriffe im Zeitraum von Januar bis Mai im Vergleich zum Vorjahr um 78 Prozent. Die Bundeswehr agiert überwiegend im Norden des Landes in der Friedens- und Wiederaufbaumission Isaf und bildet auch afghanische Polizisten aus. Im Süden stellt Deutschland mehrere Tornado-Aufklärungsflugzeuge.

"Vor uns liegen einige harte Monate", warnte Petraeus. Die Gewalt werde teilweise noch zunehmen, da die Truppen Jagd auf die Rückzugsorte der Aufständischen machen würden. Dem Isaf-Bericht zufolge stieg die Zahl der Einsätze von afghanischen und Nato-Truppen in den ersten fünf Monaten des Jahres um rund ein Drittel.

Die USA haben ihre Truppen in Afghanistan seit Ende 2008 von rund 32.000 auf derzeit 56.000 Soldaten aufgestockt. Petraeus rechnet damit, dass die Truppe bis zum Herbst insgesamt 68.000 Mann stark sein wird. Neben der verstärkten Truppenpräsenz gilt auch der milde Winter als Grund für den Anstieg der Gewalt: Taliban-Kämpfer und andere Aufständische drangen dadurch ungehindert von Pakistan aus nach Afghanistan ein.

Für die Militär- und Polizeiausbildung erbat Afghanistans Verteidigungsminister Abdulrahim Wardak bei der Nato mehr Ausbilder und mehr Geld. "Am besten ist es, die Afghanen in die Lage zu versetzen, für ihre eigene Sicherheit zu sorgen", sagte Wardak am Rande eines Treffens der Nato-Verteidigungsminister in Brüssel. Die Minister wollten am Freitag beraten, wie die Ausbildung von Soldaten und Polizisten in Afghanistan verstärkt werden kann.

Bei einem Luftangriff US-geführter Koalitionstruppen starben am Mittwoch nach afghanischen Angaben im Westen des Landes erneut Zivilisten. Wie der stellvertretende Gouverneur der Provinz Ghor, Ikramuddin Resasada, sagte, wurden bei dem Angriff sechs Kinder und vier weitere Zivilisten Opfer von Militäraktionen. Die US-Koalition hatte am Mittwoch mitgeteilt, bei dem gezielten Luftangriff in Ghor seien 17 Kämpfer der radikal-islamischen Taliban gestorben, darunter ein Kommandeur der Aufständischen. In einer neuen Stellungnahme räumte die US-Armee am Donnerstag ein, dass der Taliban-Kommandeur den Angriff überlebt habe.

Aber auch die Gegner zeigen Zeichen von Schwäche: Ein Anführer von al-Qaida in Afghanistan bat Muslime in der Türkei dringend um Spenden. "Wir hier in Afghanistan brauchen Geld", sagte Mustafa Abu al Jasid in einer zur Wochenmitte veröffentlichten Audiobotschaft. (rtr/dpa)

Zur Startseite