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Afghanistan: Anschlag auf indische Botschaft in Kabul

Wieder hat ein blutiger Anschlag Afghanistans Hauptstadt Kabul erschüttert. Mindestens 17 Tote gab es bei dem Attentat, dass das Verhältnis zwischen Neu-Delhi und Islamabad weiter belasten könnte.

Wieder hat ein blutiger Anschlag Afghanistans Hauptstadt Kabul erschüttert. Und wieder war die indische Botschaft das Ziel – das zweite Mal binnen nur 15 Monaten. Auf einer Straße im Stadtzentrum jagte ein Selbstmordattentäter am Donnerstagmorgen eine Autobombe in die Luft – direkt an der Botschaft. Mindestens 17 Menschen starben, über 80 wurden verletzt.

Die meisten Opfer waren afghanische Zivilisten. Drei indische Soldaten, die die diplomatische Vertretung bewachten, wurden von Splittern verletzt. Die Explosion war so gewaltig, dass sie einen großen Krater in die Straße riss. Scheiben zersplitterten, Türen wurden aus den Angeln gehoben. Die Taliban bekannten sich zu der Bluttat. Diese habe der Botschaft gegolten. Wieder zeigten die Extremisten damit, dass selbst die von Sicherheitskräften nur so wimmelnde Hauptstadt acht Jahre nach dem Sturz des Talibanregimes nicht sicher ist.

Die indische Botschaft ist seit dem ersten Anschlag im Juli 2008 wie eine Festung gesichert. Damals starben mehr als 60 Menschen. Nicht nur Delhi, auch Kabul und Washington hatten damals vermutet, dass Pakistan und sein mächtiger Geheimdienst ISI in die Tat verwickelt sind. Auch diesmal fiel in Indien der Verdacht prompt auf den alten Erzfeind. Dieser könne eine Rolle im Hintergrund spielen.

Völlig abwegig ist das nicht. Beide Länder ringen um Einfluss in Afghanistan. Das Land gilt als geostrategisch wichtiger „Hinterhof“ Pakistans. Indien hat zwar keine Truppen am Hindukusch, engagiert sich aber massiv im zivilen Wiederaufbau. Das Verhältnis zwischen Delhi und Kabul gilt als ausgezeichnet. Das sieht Pakistan mit Unmut. Angeblich sollen Teile des ISI weiterhin die Taliban unterstützen, um über sie ihrerseits Einfluss in Afghanistan zu bewahren.

Unterdessen teilten die US-Truppen mit, dass sie bei Kämpfen in Logar aus Versehen einen kleinen Jungen getötet hätten. Ein Nato-Sprecher drückte sein tiefstes Bedauern aus. Dies ist eine Abkehr von der bisherigen Politik der ausländischen Truppen, zivile Opfer hartnäckig zu bestreiten. Der neue Oberbefehlshaber Stanley McChrystal hatte angeordnet, das Leben der Zivilisten über die Jagd auf die Taliban zu stellen.

Der Anschlag auf die indische Botschaft war bereits die fünfte Suizidattacke in Kabul in weniger als zwei Monaten. Der Terror in Afghanistan scheint weiter auf dem Vormarsch zu sein.

Christine Möllhoff[Neu-Delhi]

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