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Badachschan im Nordosten Afghanistans: Die Region gilt als äußerst unsicher.

© dpa

Update

Afghanistan: BBC: Fahrer nach Mord an Ärzten verhaftet

Einen Tag, nachdem im Norden Afghanistans die Leichen von zehn Menschen entdeckt wurden, gibt es offenbar eine Spur. Die Taliban bekannten sich zu der Tat - doch das glauben die Behörden nicht.

Nach der Ermordung christlicher Helfer in Afghanistan hat die afghanische Polizei nach BBC-Informationen einen Fahrer ihres Konvois verhaftet. Die Taliban hatten sich zu der Tat bekannt. Die örtliche Polizei mache aber Straßenräuber dafür verantwortlich, berichtete der britische Fernsehsender am Sonntag.

Die Leichen einer deutschen Frau, einer britischen Ärztin sowie von sechs Amerikanern und zwei Afghanen waren am Donnerstag in einer entlegenen Bergregion im Grenzgebiet zwischen der relativ ruhigen Provinz Badachschan und der weitaus gefährlicheren Provinz Nuristan gefunden worden.

Bei der Britin handelt es sich nach BBC-Angaben um die Ärztin Karen Woo. Einer der erschossenen Amerikaner war danach der Arzt Tom Little. Er habe die Gruppe geleitet, sei sehr erfahren gewesen und habe seit mehr als drei Jahrzehnten in Afghanistan gearbeitet.

Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid hatte gesagt, es habe sich um "christliche Missionare" gehandelt, die Geheimdienstinformationen in der Gegend gesammelt hätten. „Wir haben Spionagedokumente bei ihnen gefunden.“ Die Opfer arbeiteten für die Augenklinik Noor in Kabul. Sie gehörten zur christlichen Hilfsorganisation International Assistance Mission (IAM), mit der auch die deutsche Christoffel-Blindenmission CBM zusammenarbeitet.

Zu dem Vorfall kam es nach Angaben der Polizei am Donnerstag in einer entlegenen Bergregion im Grenzgebiet zwischen der relativ ruhigen Provinz Badachschan und der weitaus gefährlicheren Provinz Nuristan.

IAM-Direktor Dirk Frans widersprach dem Vorwurf, die Ärzte hätten in dem muslimisch geprägten Land missioniert. „Wir haben schon zurzeit der Monarchie in Afghanistan gearbeitet, während der sowjetischen Besatzung und unter den Taliban und sie wissen, was wir tun“, sagte Frans. Die Organisation, die ihren Hauptsitz dem Jahresbericht zufolge in Kabul ausweist und seit 1966 im Land aktiv ist, betreibt nach eigenen Angaben Augenkliniken in der afghanischen Hauptstadt sowie in den Städten Herat, Masar-i-Scharif und Kandahar.

Das Auswärtige Amt und die US-Botschaft bestätigten die Opferzahlen zunächst nicht. „Wir arbeiten an der Klärung der Informationen“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin.

Es lägen aber noch keine belastbaren Angaben vor. Die Sprecherin der US-Botschaft in Kabul, Caitlin Hayden, sagte: „Wir haben Grund zu der Annahme, dass mehrere amerikanische Staatsbürger unter den Verstorbenen sind.“ Die Botschaft arbeite mit den afghanischen Behörden aber noch daran, die Identität der Opfer zu ermitteln.

IAM teilte am Samstag auf seiner Homepage mit, vermutlich seien die Opfer einheimische und ausländische Angehörige eines mobilen Augenarzt-Teams. Nach ihrer medizinischen Arbeit in der Provinz Nuristan, die an Badachschan angrenzt, sei die Gruppe auf dem Rückweg nach Kabul gewesen. Man hoffe, dass „diese Tragödie“ nicht dazu führe, dass IAM nach 44 Jahren im Land die Arbeit einstellen müsse.

Polizeichef Kentus hatte zunächst für Verwirrung gesorgt, da er von sechs getöteten Deutschen, zwei Amerikanern und zwei Afghanen gesprochen hatte. Nachdem die Leichen geborgen waren, korrigierte er seine Angaben. Kentus sagte, ein Afghane aus der Gruppe, der den Überfall überlebte, habe sich zur Polizei durchgeschlagen und ihm mitgeteilt: „Die Angreifer, die alle lange Bärte hatten, durchsuchten die Ausländer erst und erschossen sie dann.“ Die Leichen seien neben den Geländewagen der Opfer gefunden worden. In der Region sind neben Aufständischen auch kriminelle Banden aktiv. dpa/AFP

Die folgende Karte zeigt einen Ausschnitt von Afghanistan. Die Region, in der sich der Überfall ereignet haben soll, ist mit einem A markiert.

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