zum Hauptinhalt
Bundeswehr

© APF

Afghanistan: Bedingt treffsicher

Offenbar soll eine Bundeswehr-Panzerdivision nach Afghanistan, aber es gibt Zweifel an deren Ausrüstung.

Noch gibt es von Seiten der Nato keine offizielle Anfrage an die deutschen Streitkräfte, und das Verteidigungsministerium (BMVg) wiegelt sämtliche Fragen über einen bevorstehenden Kampfeinsatz deutscher Soldaten in Afghanistan ab. Fakt ist aber, dass die Einheiten, die aller Voraussicht nach ab dem Sommer die Verantwortung für die schnelle Eingreiftruppe „Quick Reaction Force“ (QRF) im Norden des Landes übernehmen, sich schon jetzt auf den bevorstehenden Einsatz vorbereiten. Ende Juni wollen die Norweger, die derzeit die rund 240 Soldaten starke QRF der Nordregion stellen, diese Aufgabe an eine andere Truppe abgeben. Derzeit sind im Rahmen der internationalen Afghanistanschutztruppe Isaf 3340 deutsche Soldaten am Hindukusch stationiert.

Ob es sich dabei, wie am Samstag von einer deutschen Nachrichtenagentur berichtet, um 250 Fallschirmjäger und Grenadiere der in Hannover stationierten 1. Panzerdivision handelt, wollte ein BMVg-Sprecher auf Anfrage nicht bestätigen. Er verwies allerdings auf Äußerungen des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, bei der letzten Truppenstellerkonferenz der Isaf-Nordregion im November in Berlin. Der General hatte damals im Zusammenhang mit den Aufgaben der QRF davon gesprochen, eine solche Einheit diene dazu, die Wiederaufbauteams in den Provinzen (PRT) zu unterstützen. Zur personellen und materiellen Ausstattung einer schnellen Eingreiftruppe unter deutscher Führung hatte der Generalinspekteur keine Angaben gemacht.

Man sei „vor allem für einen Einsatz hoher Intensität gegen einen vorwiegend militärisch organisierten Gegner optimiert“, heißt es auf der Homepage der 1. Panzerdivision. „Ausrüstung und Material ermöglichen einen guten Panzerschutz, hohe Feuerkraft und Beweglichkeit“. Diese Beschreibung mag für einen Einsatz auf deutschem Boden zutreffen – mit Blick auf einen immer wahrscheinlicher werdenden Kampfauftrag in Afghanistan stellt sich die Lage allerdings nicht ganz so rosig dar. Dem Vernehmen nach sollen die deutschen Soldaten nämlich ohne schweres Gerät an den Hindukusch verlegt werden – was bedeutet, dass die deutsche Kampftruppe auf dort vorhandenes Material zurückgreifen muss. Eine Einheit, die dort aushelfen soll, wo es „brennt“, verletzte Kameraden in Sicherheit bringen und Konvois gegen mehrere Angreifer sichern soll, muss sich schnell bewegen und mit schweren Waffen verteidigen können. Alleine mit Maschinengewehren und den gepanzerten Fahrzeugen des Typs „Wiesel“ wird ein solcher Auftrag von den Deutschen aber nicht zu stemmen sein: Der „Wiesel“, den die Bundeswehr derzeit in Nordafghanistan verwendet, kann mit seinem „kompakten“ Maß und Gewicht zwar von den deutschen Transporthubschraubern CH 53 an seine Zielorte bewegt werden, ist aber nicht mit Mörsern bewaffnet, mit denen eine QRF zurückschießen könnte.

Um diese Lücke zu schließen und eine schnelle Eingreiftruppe aus Deutschland besser zu sichern, sollen nach Informationen des Tagesspiegels nun die Norweger mit ihrem Material aushelfen: Ihre QRF war mit entsprechend ausgerüsteten gepanzerten Fahrzeugen unterwegs, die die Deutschen übernehmen könnten. Wie die Sache ausgeht, ist noch nicht klar: Der deutsche Inspekteur des Heeres verhandelt derzeit noch mit seinen norwegischen Kollegen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false