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Politik: „Afghanistan braucht nicht mehr Soldaten“

Berlin - Kurz vor der Verlängerung des Afghanistanmandats durch den Bundestag rechnet die Afghanistanexpertin Citha Maass nicht damit, dass Bundeswehrsoldaten künftig im unruhigen Süden des Landes kämpfen müssen. „Anfragen der Nato werden durchaus kommen“, sagte die Wissenschaftlerin der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) dem Tagesspiegel.

Von Hans Monath

Berlin - Kurz vor der Verlängerung des Afghanistanmandats durch den Bundestag rechnet die Afghanistanexpertin Citha Maass nicht damit, dass Bundeswehrsoldaten künftig im unruhigen Süden des Landes kämpfen müssen. „Anfragen der Nato werden durchaus kommen“, sagte die Wissenschaftlerin der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) dem Tagesspiegel. Sie erwarte jedoch, „dass die Bundesregierung solche Bitten erfolgreich abwehren kann, weil ein solcher Einsatz gar keinen Sinn machen würde“. Die deutschen Soldaten hätten im Norden Afghanistans einen wertvollen Dialog mit der Bevölkerung begonnen, der so aber nicht auf den Süden ausgedehnt werden könne. Das Parlament will das Mandat kommende Woche um ein Jahr verlängern. Sicherheitspolitiker zeigten sich in der Debatte am Donnerstag beunruhigt wegen der Verschärfung der Sicherheitslage und ausbleibender Erfolge bei der Stabilisierung des Landes.

Der Versuch der Stabilisierung und des Wiederaufbaus Afghanistans („Nation Building“) sei „in einer schweren Krise, aber noch nicht gescheitert“, sagte die Expertin. Es bleibe lediglich ein Zeitfenster von einem Jahr. Wenn sich die Lage im Herbst 2007 noch weiter verschlechtert habe, müsse der Versuch des „Nation Building“ als gescheitert angesehen werden. „Afghanistan braucht weder mehr Geld noch mehr Soldaten“, meinte Maass. Je mehr fremde Truppen im Land stünden, umso stärker sei das Risiko, dass „das historische Ressentiment“ der Bevölkerung gegen Besatzer provoziert werde. Weil das Land auch nicht mehr Geld absorbieren könne, seien intelligentere, kleinteilige Aufbaukonzepte für verschiedene Regionen gefragt. Das überarbeitete Afghanistankonzept der Bundesregierung habe dem Rechnung getragen.

Die Expertin warnte entschieden davor, die Aufgaben der Nato-geführten Stabilisierungstruppe (Isaf) und der US-geführten Antiterrortruppe („Enduring Freedom“) zu vermischen. „Der Kampfauftrag von Enduring Freedom hat sich als kontraproduktiv erwiesen und wesentlich zur Eskalation beigetragen“, sagte sie: „Deshalb sollte diese militärische Strategie von Enduring Freedom beendet werden.“

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