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Politik: Afghanistan: Erst kam die CIA, dann fielen Bomben

Die Details sind immer noch unklar. In jedem Fall gab es am Ende des Gefängnisaufstandes der Taliban bei Masar-i-Sharif hunderte von Toten.

Die Details sind immer noch unklar. In jedem Fall gab es am Ende des Gefängnisaufstandes der Taliban bei Masar-i-Sharif hunderte von Toten. Die Zeitung "Guardian" aus London und "The News" aus Islamabad berichten von rund 800 Arabern, Pakistanis und Tschetschenen, die zwischen dem vergangenen Samstag und Dienstag in der Festung Kala-i-Janghai getötet wurden. Reporter der BBC melden rund 600 Tote. Ein Sprecher der US-geführten Koalition bedauerte in Islamabad die hohe Zahl der Opfer, meinte jedoch, es habe sich "um kein Massaker gehandelt." Nach US-Angaben habe es in der Festung vielmehr eine offene Feldschlacht gegeben.

Zum Thema Online Spezial: Kampf gegen Terror Afghanistan: Wege jenseits der Bomben Bundeswehr-Einsatz: Deutschland und der Krieg Fotostrecke: Krieg in Afghanistan Die Menschenrechtsorganisation "amnesty international" fordert nun aber, die Vorgänge zu untersuchen. Warum wurden die Gefangenen nicht ordnungsgemäß entwaffnet, lautet die Frage. Sind bei der Unterbringung der Taliban-Kämpfer Fehler gemacht worden, und ist es eine verhältnismäßige Reaktion, ein Gefangenen-Lager zu bombardieren?

Nachdem der General der Nordallianz, Abdul Raschid Dostum, und der Taliban-Kommandeur Mullah Faisal sich über die Kapitulation der Stadt Kundus im Norden Afghanistans geeinigt hatten, durften die afghanischen Taliban aus dem Gebiet ausreisen. Die ausländischen Taliban wurden nach Kala-i-Janghai gebracht, ein Ort, den Nordallianz-General Dostum als Militärbasis nutzt.

Am vergangenen Samstag trafen die ausländischen Taliban in der Festung ein. Weil die Kämpfer aus einem unerklärlichen Grund teilweise nicht entwaffnet wurden, trugen sie unter ihrer lockeren Bekleidung Waffen und Granaten. Manche rechneten noch damit, zu einem erneuten Kampfeinsatz gebracht zu werden. In der Festung angekommen, muss ihnen ihre Situation als Gefangene allerdings klar geworden sein. Soldaten der Nordallianz kreisten die Taliban-Kämpfer ein, fesselten sie und brachten einige in die Keller der Festung. Am späten Samstagabend gab es die ersten Selbstmordversuche. Ein Tschetschene zündete eine Granate, tötete sich selbst, fünf andere Gefangene und zwei Kommandeure der Nordallianz. Der eigentliche Aufstand aber begann am Sonntagmorgen, als zwei CIA-Agenten die Gefangenen befragen wollten, wie der BBC-Korrespondent Rahimullah Yusufzai beobachtete.

Die Mitarbeiter des Geheimdienstes wollten wissen, warum die Söldner nach Afghanistan gekommen sind. "Wir sind hier, euch zu töten", sagte ein Taliban, und griff einen der CIA-Männer an, berichtet Yusufzai. Der CIA-Agent tötete diesen Mann sowie andere Taliban, die in dem Hof standen. Daraufhin entstand ein Krawall, in dessen Verlauf der CIA-Agent getötet wurde. Sein Kollege entkam und benachrichtigte die amerikanische Botschaft in Usbekistan. Das Resultat: die ununterbrochene Bombardierung der Festung.

Im Laufe des Montags stießen britische und amerikanische Elite-Soldaten hinzu. Diese begannen, die Taliban-Kämpfer systematisch zu erschießen, sagen Augenzeugen. Die Taliban leisteten Widerstand mit eigenen Gewehren und Waffen, die sie ihren rund 100 Wächtern der Nordallianz gestohlen hatten. Der Kampf dauerte an, bis am Dienstag alle Taliban getötet waren. Am Dienstag erklärte General Dostum, die Situation sei unter Kontrolle.

Ashwin Raman

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