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Politik: Afghanistan: Früh aufstehen: Das Personal auf dem Petersberg ist an internationale Gäste gewöhnt

Schweinefleisch ist von der Speisekarte gestrichen. Und flambierter Pfannkuchen.

Schweinefleisch ist von der Speisekarte gestrichen. Und flambierter Pfannkuchen. Statt Rheinwein trinkt man grünen Tee. Aber sonst kocht das Hotel auf dem Petersberg nebst Gästehaus der Bundesregierung wie immer - internationale Küche. Überhaupt waren die Arrangements für die Afghanistan-Konferenz wenig spektakulär. Die Mitarbeiterinnen des Hotels müssen keine Schleier tragen, und die rund 40 angereisten Delegierten der verschiedenen Parteien schlafen auch nicht in getrennten Flügeln des Hotels. Man versuche aber, die meisten der Gäste in Zimmern unterzubringen, die nach Osten ausgerichtet sind, sagt Direktor Horst Jüntgen - wegen des vom Islam geforderten Gebets Richtung Mekka.

Zum Thema Online Spezial: Kampf gegen Terror Afghanistan: Wege jenseits der Bomben Bundeswehr-Einsatz: Deutschland und der Krieg Fotostrecke: Krieg in Afghanistan Das Hotel, das auf dem Petersberg bei Königswinter hoch über dem Rhein liegt, hat schon viele Staatsbesuche auch aus arabischen Ländern und internationale Konferenzen beherbergt. Außergewöhnlich ist diesmal aber der Sicherheitsstandard. Nicht einmal beim Besuch des damaligen US-Präsidenten Clinton sei der Berg so abgeriegelt worden wie heute, versichert Jüntgen.

An Gäste mit ausgefallenen Wünschen also ist man im Haus gewöhnt. Hier wohnte 1938, auf dem Höhepunkt der Sudetenkrise, der britische Premier Chamberlain, der sich auf der anderen Rheinseite, im Godesberger Hotel Dreesen, mit Adolf Hitler traf. 1945 nahmen die Alliierten den Petersberg in Beschlag: Bis 1952 war er Sitz der Hohen Kommissare. Bei ihnen musste Konrad Adenauer sein erstes Bundeskabinett vorstellen. Und der "Alte" wischte in der ihm eigenen rheinischen Chuzpe das ganze Protokoll beiseite, als er den Distanz markierenden Teppich zu den Kommissaren wie selbstverständlich betrat und so Selbstbewusstsein zeigte.

1955 residierte hier der persische Schah Mohammed Reza Pahlewi mit Kaiserin Soraya samt Gefolge in 30 Zimmern. Zehn Jahre später kam Königin Elizabeth - sie ließ Tafelsilber und Trinkwasser aus London einfliegen. Für den sowjetischen Generalsekretär Leonid Breshnew wurde 1973 eigens ein bereits geschlossener Flügel des Gebäudes wieder eröffnet. Und Breshnew sorgte für einen unpolitischen Crash. Er fuhr auf der kurvenreichen Strecke ins Tal einen Mercedes zu Bruch, den ihm Gastgeber Willy Brandt zuvor geschenkt hatte. Danach schloss das Hotel, bis es die Bundesregierung von 1985 bis 1990 umbauen ließ.

Alles Routine also, das Hotelpersonal muss in den kommenden Tagen nur etwas früher aufstehen als sonst. Es ist Ramadan, da darf ein gläubiger Moslem nur vor Sonnenaufgang essen. Frühstück gibt es auf dem Petersberg deshalb um fünf.

R. Ciesinger, K. J. Schwehn

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