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Politik: Afghanistan: Hilfswerke nennen Abwurf von Lebensmitteln symbolische Geste

Lebensmittel aus Kampfbombern - diese US-Taktik bereitet einigen Hilfsorganisationen Bauchschmerzen. Humanitäre Einsätze müssten strikt getrennt sein von militärischen Aktionen, fordern etwa die "Ärzte ohne Grenzen" und Oxfam International.

Lebensmittel aus Kampfbombern - diese US-Taktik bereitet einigen Hilfsorganisationen Bauchschmerzen. Humanitäre Einsätze müssten strikt getrennt sein von militärischen Aktionen, fordern etwa die "Ärzte ohne Grenzen" und Oxfam International. Schließlich sei es denkbar, dass man die nötigen Nahrungsmengen für die notleidende Bevölkerung nicht mehr rechtzeitig vor Wintereinbruch ins Land bringe, sagte Oxfam-Projektleiter Jörn Kalinski. Dann müssten auch die Helfer auf Air-Drops zurückgreifen und wären "massiv gefährdet".

Die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, Christa Nickels (Grüne), hingegen verteidigte die Abwürfe. Zwar halte auch sie die Forderung nach einer strikten Trennung von Angreifern und Helfern für "absolut berechtigt", sagte sie dem Tagesspiegel. Doch schon vor dem 11. September habe das Taliban-Regime die Hilfsorganisationen "massiv behindert und zunehmend aus dem Land zu drängen versucht". Angesichts der dramatischen Lage für die Bevölkerung machten auch Lebensmittel-Abwürfe aus Militärmaschinen Sinn - "nicht als Dauerlösung, sondern in dieser ganz besonderen Situation". Schließlich würden sich UN-Piloten bei solchen Einsätzen derzeit einer allzu großen Gefahr aussetzen.

Bei der Deutschen Welthungerhilfe hat man kein Verständnis für das Vorgehen der Amerikaner. "Mit humanitärer Hilfe hat das nichts zu tun", sagt Sprecher Uli Post. Zwar trügen die Päckchen in gewisser Weise den Ernährungsgewohnheiten islamischer Menschen Rechnung. "Man merkt, dass vorher etwas nachgedacht wurde", sagt Post. Allerdings seien Tütensuppen angesichts der Dürre im Land nur schwer zuzubereiten. Auch Erdnussbutter gehöre nicht zu den in der Region üblichen Nahrungsmitteln.

Eine Versorgung aus der Luft ist nicht mehr als eine symbolische Geste, ergänzt Martin Bröckelmann-Simon, Geschäftsführer des katholischen Hilfswerks Misereor. Das Meiste der Abwürfe gehe verloren, falle in unzugängliches Gelände oder werde beim Aufprall zerstört. Die mangelnde Zielgenauigkeit "zwingt die Menschen, sich auf der Suche nach den abgeworfenen Nahrungsmitteln in möglicherweise minenverseuchtem Gelände zu bewegen", ergänzt Francesco Luna vom UN-Welternährungsprogramm.

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