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Afghanistan: Kommando im Süden an Nato übergeben

Die von der Nato geführte Internationale Schutztruppe für Afghanistan (Isaf) hat am Montag das Kommando im unruhigen Süden des Landes von der US-geführten Koalition übernommen.

Kandahar - Viereinhalb Jahre nach dem Sturz der radikalislamischen Taliban hat die US-Armee die Kontrolle über den unruhigen Süden Afghanistans an die Nato-Schutztruppe Isaf übergeben. Die Nato werde langfristig im Land bleiben, «so lange wie die Regierung und die Bürger Afghanistans unsere Hilfe benötigen», sagte der britische General und Isaf-Chef David Richards am Montag bei der feierlichen Übergabe des Kommandos auf dem Militärstützpunkt in der Stadt Kandahar. In Afghanistan weckte die Übergabe des Kommandos an die Nato Hoffnungen auf eine Beruhigung der Lage in der Unruheregion.

US-General Karl Eikenberry übergab in Kandahar das Kommando an Richards. Dieser betonte vor rund 300 Zuschauern, Millionen Afghanen sehnten sich nach «Frieden, Stabilität und mehr Wohlstand». «Wir werden sie nicht im Stich lassen.» Gleichzeitig richtete er eine Warnung an die in der Region aktiven Aufständischen: «Wir werden nicht zulassen, dass sie Erfolg haben.» Nach Einschätzung Richards' müssen internationale Truppen noch drei bis fünf Jahre im Land für die Sicherheit sorgen. Afghanistan brauche zudem noch zehn bis 15 Jahre die nicht-militärische Hilfe der internationalen Gemeinschaft.

Eikenberry sagte, die USA würden Afghanistan erst verlassen, «wenn die Afghanen uns sagen, dass unsere Arbeit getan ist». Die US-geführte Koalition werde auch weiterhin eine Truppe zur Bekämpfung der Aufständischen in Südafghanistan stationieren. Die Region gilt als Hochburg der Taliban, die dort regelmäßig Anschläge verüben. In den vergangenen Monaten töteten die US-geführte Koalition und einheimische Truppen rund 1000 mutmaßliche Taliban-Kämpfer.

Nato-Generalsekretär Jaap De Hoop Scheffer sagte der Zeitung «Financial Times», Afghanistan drohe zu einer «Bastion des Terrorismus» zu werden, sollte eine «konsequentere internationale Hilfe» ausbleiben. Die Nato werde ihre Mission erfüllen, aber die Weltgemeinschaft müsse gleichzeitig das ihre zur Unterstützung der Bevölkerung und Regierung tun.

Mit der Übernahme des Kommandos in Südafghanistan hat die Isaf ihren Einsatz auf nunmehr 13 afghanische Provinzen ausgedehnt. Insgesamt stehen in Afghanistan derzeit rund 18.500 Soldaten aus 37 Ländern unter Nato-Befehl. Gegen Ende des Jahres soll das Bündnis auch das Kommando im Osten des Landes übernehmen, die Truppenstärke soll dann auf 23.000 Soldaten erhöht werden. Im Süden werden vor allem Soldaten aus den Niederlanden, Kanada und Großbritannien stationiert. Großbritannien stellt mit rund 4000 Soldaten den größten Teil dieses Kontingents.

In Afghanistan weckte die Übergabe des Kommandos an die Nato Hoffnungen auf eine Beruhigung der Lage, gleichzeitig gab es Kritik an der starken britischen Präsenz. Der Ersatz der US-Koalition durch eine multinationale Truppe schwäche die Argumentation der Taliban, die USA hätten Afghanistan besetzt, sagte der Abgeordnete Ahmad Behsad. Der Politikexperte Wadir Safai bezeichnete die Anwesenheit britischer Soldaten im Rahmen des ISAF-Einsatzes als bedenklich. Die Briten seien seit ihrer Niederlage bei der Schlacht von Maiwand im Jahr 1880, bei der rund 1000 Menschen starben, in der Region sehr unbeliebt. Britische Soldaten waren im Rahmen des US-geführten Einsatzes im Süden zudem regelmäßig an Kämpfen beteiligt.

Im Osten Afghanistans entkam der Gouverneur der Provinz Nangahar nur knapp einem Anschlag. Mindestens acht Menschen wurden getötet, als eine Bombe in der Nähe seines an einer Moschee geparkten Autos explodierte. (tso/AFP)

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