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Politik: Afghanistan: Lieber den Frieden sichern, als Irak angreifen

Großbritannien ist bereit. In einer Stabilisierungstruppe für Afghanistan will das Land eine führende Rolle übernehmen.

Großbritannien ist bereit. In einer Stabilisierungstruppe für Afghanistan will das Land eine führende Rolle übernehmen. "Wir sind bereit, zu helfen", sagte Verteidigungsminister Geoff Hoon im BBC-Fernsehen. "Wir haben den Krieg gewonnen. Nun ist es wichtig, nicht den Frieden zu verlieren". Auf Spekulationen, wonach Großbritannien die Führung einer bis zu 50 000 Mann starken Armee zur Sicherung der neuen Übergangsregierung übernehmen und selbst bis 10 000 Soldaten beisteuern würde, ließ Hoon sich nicht ein. Doch bezeichnete er es als "klaren Vorteil, wenn ein Land die wichtigsten Elemente des Hauptquartiers stellt. Das ist etwas, was Großbritannien in der Vergangenheit sehr effektiv getan hat. Wenn die UN uns um Hilfe bittet, werden wird uns damit ernsthaft befassen".

US-Außenminister Colin Powell hatte am Wochenende die Möglichkeit einer britisch geführten Stabilisierungstruppe ins Spiel gebracht. Auch Deutschland und die Türkei hätten ihre Hilfe angeboten, so Powell. UN-Generalsekretär Kofi Annan hat bereits die Hoffnung geäußert, dass erste Teile einer Stabilisierungstruppe im Einsatz sind, wenn die Übergangsregierung am 22. Dezember ihre Arbeit aufnimmt.

Zum Thema Online Spezial: Kampf gegen Terror Afghanistan: Wege jenseits der Bomben Bundeswehr-Einsatz: Deutschland und der Krieg Fotostrecke: Krieg in Afghanistan Nach britischen Berichten wird im Londoner Verteidigungsministerium bereits an Plänen für eine starke multinationale Truppe gearbeitet. Schon jetzt werden Hilfseinsätze in Afghanistan von Banditentum und Stammeskonflikten erschwert. Der "Sunday Telegraph" zitierte eine "hohe Militärquelle" mit den Worten: "Wenn britische Soldaten nicht an einer Stabilisierungstruppe beteiligt sind, muss man befürchten, dass sie scheitert oder in ernste Schwierigkeiten kommt. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass Jordanier oder andere moslemische Nationen die Probleme lösen."

Großbritannien kann auf eine lange Erfolgsbilanz mit Friedenseinsätzen zurückblicken. Dazu gehören die Kurdenschutzzonen im Nordirak, Osttimor und das lange Engagement auf dem Balkan. Auch der britische Gesandte in Kabul, Stephen Evans, der seinen Posten unmittelbar nach dem Fall Kabuls bezog, soll auf den baldigen Einsatz britischer Soldaten drängen, vorausgesetzt, die Übergangsregierung stimmt dem zu.

Neben SAS-Spezialeinheiten, die mit den Amerikanern nach Osama bin Laden suchen, hat Großbritannien bereits ein Kontingent des Special Boat Service zur Sicherung des Flughafens Bagram bei Kabul im Einsatz. Es wurde trotz anfänglicher Unstimmigkeiten mit der Nordallianz inzwischen auf fast 200 Soldaten ausgebaut. Weitere Kontingente stehen in erhöhter Einsatzbereitschaft und können binnen 48 Stunden in Marsch gesetzt werden. Tausende von Soldaten könnten binnen einer Woche bereit sein.

Innenpolitisch wäre auch ein umfangreicher britischer Truppeneinsatz kaum umstritten, sofern er im Rahmen eines klaren UN-Mandats und mit Zustimmung der Übergangsregierung erfolgt. Großbritannien hätte dann auch eine gute Entschuldigung, sich unter Berufung auf seine überlasteten Ressourcen bei anderen Aufgaben des Kampfes gegen Al Qaida zurückzuhalten. Anders als ein Truppeneinsatz in Afghanistan wird nämlich die zweite Phase des Anti-Terror Kriegs mit Spekulationen über mögliche Aktionen in Somalia und im Irak bereits heftig diskutiert.

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