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Afghanistan: Nato-General will mehr deutsche Soldaten

Die Nato fordert bis zu 3000 zusätzliche Soldaten für den Norden Afghanistans. Deutschland muss nach Ansicht des Stabschefs im militärischen Hauptquarter der Nato, des deutschen Generals Karl-Heinz Lather, im kommenden Jahr mindestens 500 zusätzliche Soldaten nach Afghanistan schicken.

General Lather sagte am Montag in Mons (Belgien) vor Journalisten, es seien zwei zusätzliche Bataillone erforderlich. Dies würde einer Erhöhung der bisherigen Obergrenze von 4500 Bundeswehrsoldaten um mindestens 500 entsprechen, vermutlich aber mehr. Ein Bataillon hat mindestens 250 und höchstens etwa 1500 Soldaten. Lather sagte, über die Frage, wie groß die beiden Bataillone sein sollten, müssten Militärexperten entscheiden.

Der deutsche Vier-Sterne-General Lather, einer der höchsten Nato-Generäle, stellte sich auch vor den deutschen Oberst Georg Klein, der im September den Luftschlag gegen zwei Tanklastzüge bei Kundus anordnete. "Ich denke, das war ein Ziel, ein militärisch legitimes Ziel - wenn sie annehmen, dass wir uns in kriegsähnlichen Zuständen befinden", sagte Lather. Zur Frage, ob er die Tanklastzüge oder aufständische Taliban für ein legitimes militärisches Ziel halte, sagte er: "Das ist eine Kombination von beidem. Denn diese Tanklastzüge wären ja möglicherweise, wie wir das eine Woche zuvor in Kandahar erlebt hatten, als Bombe benutzt worden." Der Oberst habe keine Bodentruppen zur Verfügung gehabt. Auf die Frage, ob der deutsche Offizier in Kundus zu wenig Soldaten gehabt habe, sagte Lather: "Nach allem, was ich weiß und gesehen habe: Ja."

Das Handeln des deutschen Oberst dürfe nicht nach deutschem Zivilrecht bewertet werden: "Ich denke, wir müssen politisch, rechtlich und militärisch erkennen, dass wir in einer Situation sind, die anders ist als reine Stabilisierung." Es herrschten zumindest in Teilen Afghanistans kriegsähnliche Zustände: "Ich finde, in letzteren befinden wir uns deutlich. Und damit ändern sich die rechtlichen Bedingungen, unter denen Soldaten dort handeln können." Ob das Handeln des deutschen Oberst angemessen gewesen sei, könne er nicht beurteilen: "Die Entscheidung, wie Sie dann konkret vor Ort handeln in der taktischen Situation, in der sich Oberst Klein befunden hat, das bedarf der Einzelbewertung. Das ist aus meiner Sicht eher eine Anekdote, ein einzelnes Handeln." Auch künftig seien Luftschläge gegen die Taliban keineswegs auszuschließen.

Deutschland und Frankreich sind die beiden wichtigsten Nato-Länder, sie sich erst nach der internationalen Afghanistan-Konferenz vom Januar kommenden Jahres entscheiden wollen, ob sie zusätzliche Soldaten schicken. Damit soll die Übergabe der Sicherheitsverantwortung und ein Teil-Abzug 2011 vorbereitet werden. Lather sagte, er gehe davon aus, dass Deutschland die Obergrenze der Bundeswehrsoldaten erhöhen werde. Es gehe darum, "auch die vernünftige Balance zu finden zwischen dem militärischen und dem zivilen Element". (smz/dpa)

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