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Afghanistan: Nato gibt zivile Todesopfer bei Luftangriff zu

Die Nato hat eingestanden, dass bei dem Luftangriff am Freitag im Norden Afghanistans Zivilisten verletzt und getötet wurden. Die Staatsanwaltschaft Leipzig prüft unterdessen, ob gegen den verantwortlichen Oberst ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet werden muss.

In einer am Dienstag in Kabul veröffentlichten Erklärung der Nato-Truppe Isaf heißt es, erste Untersuchungen ließen die Isaf davon ausgehen, "dass Aufständische, aber auch Zivilisten durch den Luftangriff getötet und verletzt wurden". Die Nato untersuche den Vorfall derzeit gründlich, um die genaue Zahl der zivilen Opfer feststellen zu können.

Mehrere Dutzend Menschen wurden bei dem von der Bundeswehr angeforderten Nato-Luftangriff auf zwei gestohlene Tanklastwagen in der Nähe des deutschen Stützpunktes in Kundus getötet. Umstritten ist, wie viele der Opfer radikalislamische Taliban und wie viele Zivilisten waren. Das Verteidigungsministerium in Berlin gab bisher die Zahl von 56 getöteten Taliban an, der Provinzgouverneur von Kundus, Mohammad Omar, sprach am Sonntag von 54 Todesopfern, unter ihnen sechs Zivilisten.

Staatsanwaltschaft prüft Einsatzbefehl

Die Staatsanwaltschaft in Potsdam hat die Vorermittlungen zu dem von der Bundeswehr angeforderten Nato-Luftangriff an die Staatsanwaltschaft in Leipzig abgegeben. Die dortige Behörde prüfe nun, ob gegen den verantwortlichen Oberst, der seinen Dienstsitz in Leipzig hat, ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet werden muss, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Der Überprüfungsvorgang sei wegen des "sehr komplexen Sachverhalts" bereits in diesem frühen Stadium "an die Kollegen abgegeben worden".

Die Staatsanwaltschaft Potsdam ist zunächst für alle Vorermittlungen zuständig, weil dort auch das für alle Auslandseinsätze der Bundeswehr zuständige Einsatzführungskommando angesiedelt ist. Bestätigt sich der Verdacht auf eine Straftat, leitet die Potsdamer Behörde den Fall an die Staatsanwaltschaft am Dienstsitz des betroffenen Soldaten weiter.

Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) hat das Vorgehen der Bundeswehr in Nordafghanistan beim umstrittenen Nato-Luftschlag weiter verteidigt. Zwei gekaperte Tanklaster in der Hand von Taliban seien eine konkrete Bedrohung für die Bundeswehr gewesen, sagte Jung am Dienstag im Bundestag. (sba/dpa/AFP)

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