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Afghanistan: Schwere Vorwürfe gegen die Isaf

Nach einem Selbstmordanschlag auf Soldaten in Kandahar sind schwere Vorwürfe gegen die Isaf laut geworden. Nato-Kräfte sollen wild um sich geschossen und dabei mehrere Zivilisten getötet haben.

Kabul - "Kurz nach dem Anschlag haben die Nato-Kräfte damit begonnen, wahllos auf die Einheimischen zu feuern", sagte der Parlamentsabgeordnete Khalid Paschtun. Mehrere Zivilisten seien getötet worden. "Das Volk und ich als Parlamentsabgeordneter verurteilen diese Tat." Die Nato-Truppen "behandeln jeden als Terroristen". Die Isaf teilte mit, sie untersuche Vorwürfe, wonach Isaf-Soldaten nach dem Anschlag vom Sonntag "Warnschüsse" abgebeben und Zivilisten getötet hätten.

Bei dem Anschlag auf die Isaf im belebten Stadtzentrum hatte der Attentäter zwei afghanische Zivilisten mit in den Tod gerissen. Drei Isaf-Soldaten waren verletzt worden. In der Nähe der Stadt Kandahar will Deutschland den Bau einer Straße finanzieren. Besonders im Süden und Osten Afghanistans kommt es immer wieder zu Anschlägen und schweren Kämpfen mit Rebellen. Nach Isaf-Angaben sind in diesem Jahr mindestens 227 afghanische Zivilisten und 17 Isaf-Soldaten bei rund 100 Selbstmordanschlägen im Land getötet worden.

Die radikal-islamischen Taliban erklärten, sie hätten am Vortag in Südafghanistan einen von der Isafgecharterten Hubschrauber abgeschossen. Dabei seien drei Menschen an Bord getötet worden. Die Isaf teilte mit, der seit Samstag vermisste Hubschrauber sei in der Provinz Kandahar entdeckt worden. Die Absturzursache und das Schicksal der acht Menschen an Bord seien unklar. Die Isaf teilte mit, bei Kämpfen in der südafghanischen Provinz Helmand hätten Soldaten "eine bedeutende Anzahl" Rebellen getötet.

Kampf um die Städte

Die Bundeswehrführung befürchtet nach einem "Spiegel"-Bericht verstärkte Taliban-Angriffe in der afghanischen Hauptstadt Kabul. Unter Berufung auf einen vertraulichen Lagebericht schreibt das Magazin, "militante Oppositionskräfte" hätten angekündigt, im Winter den Kampf "auf die großen Städte des Landes zu konzentrieren". In zwei Bezirken, die "Vorbereitungs- und Aufstellungsraum" für Angriffe in Kabul seien, verschlechtere sich die Lage so sehr, dass sich afghanische Sicherheitskräfte nachts nicht mehr auf die Straße trauten. In "Gruppen von bis zu acht Mann" würden Kämpfer durchgeschleust, schreibt der "Spiegel".

Der Mohnanbau zur Gewinnung von Rohopium in Afghanistan hat in diesem Jahr trotz aller Bemühungen zur Eindämmung einen Rekordstand erreicht. Nach einer Untersuchung der US-Regierung wurden im Laufe der vergangenen elf Monate 5644 Tonnen Opium produziert - ein Anstieg um 26 Prozent. Zugleich wuchs auch die Anbaufläche für Mohnpflanzen um 61 Prozent, zitierten US-Medien am Samstag aus der Studie der Washingtoner Drogenbehörde. Aus Rohopium wird Heroin gewonnen. Das Opium aus Afghanistan macht nach Schätzungen mehr als 90 Prozent des weltweiten Heroin-Aufkommens aus. (tso/dpa)

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