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Afghanistan: Viele Tote bei Selbstmordanschlag in Kabul

Elf Tage vor der sogenannten Friedens-Dschirga in Kabul sind bei einem verheerenden Selbstmordanschlag in der afghanischen Hauptstadt mindestens 18 Menschen getötet worden. Nach Angaben der Internationalen Schutztruppe Isaf sind unter den Toten sechs ausländische Soldaten.

Die Isaf machte keine Angaben zur Nationalität, ein afghanischer Offizier sagte aber, es habe sich um Amerikaner gehandelt. Das Innenministerium teilte mit, außerdem seien bei der Detonation der Autobombe im morgendlichen Berufsverkehr zwölf afghanische Zivilisten ums Leben gekommen.

Am 29. Mai soll in Kabul eine sogenannte Friedens-Dschirga beginnen. Auf der dreitägigen Ratsversammlung will sich Präsident Hamid Karsai breite Unterstützung der Bevölkerung für seinen Versöhnungskurs mit den Taliban sichern. Die Aufständischen machen allerdings den Abzug aller ausländischen Truppen zur Voraussetzung für Gespräche, was Karsai strikt ablehnt. Karsai sagte am Dienstag nach der Rückkehr von einer USA-Reise, Washington unterstütze die Ratsversammlung zur Aussöhnung mit den Taliban.

Taliban-Kämpfer griffen am Dienstag erneut Bundeswehr-Soldaten in der nordafghanischen Provinz Kundus an. Die Bundeswehr teilte mit, Soldaten seien nicht verwundet worden. Auch Fahrzeuge seien nicht beschädigt worden. Die Soldaten seien rund fünf Kilometer westlich des Regionalen Wiederaufbauteams (PRT) in Kundus "mit Handwaffen und vermutlich Panzerabwehrwaffen" beschossen worden. Die Taliban bekannten sich zu dem Angriff.

Das afghanische Innenministerium teilte mit, bei dem Anschlag am Dienstag seien neben den zwölf getöten Zivilisten 47 weitere verletzt worden. Die meisten der Opfer seien in einem Bus unterwegs gewesen, als die Bombe detonierte. Zu ausländischen Opfern äußerte sich das Ministerium nicht.

Der Sprecher der Nato-geführten Isaf, der deutsche Brigadegeneral Josef Blotz, sagte der Nachrichtenagentur dpa, es gebe "eine ganze Reihe toter Soldaten und eine noch größere Anzahl an getöteten Zivilisten". Für konkrete Angaben sei es noch zu früh. Deutsche Soldaten seien nach bisherigen Erkenntnissen nicht betroffen gewesen. Zu dem Anschlag sei es in der Nähe des Militärcamps Julian gekommen, in dem die Akademie zur Aufstandsbekämpfung untergebracht ist.

Die "Counterinsurgency Academy" wurde von der US-Armee gegründet. Im Camp Julian seien amerikanische und afghanische Soldaten stationiert, sagte Blotz. Es habe sich um eine "größere Sprengladung" gehandelt. Der Wagen des Attentäters sei "vermutlich vollgepackt" gewesen mit Sprengstoff. Es seien vier bis fünf Isaf-Fahrzeuge und eine noch größere Anzahl an zivilen Fahrzeugen betroffen gewesen. Zu der Explosion sei es gegen 08:15 Uhr Ortszeit gekommen.

Präsident Karsai war am vergangenen Sonntag von einer USA-Reise zurückgekehrt. Bei seinem Treffen mit US-Präsident Barack Obama war es auch um mögliche Gespräche mit den radikal-islamischen Taliban gegangen.

Zum letzten schweren Zwischenfall in Kabul war es vor knapp drei Monaten gekommen. Am 26. Februar hatte ein Selbstmordkommando der Taliban im Zentrum der afghanischen Hauptstadt ein Hotel und zwei Gästehäuser angegriffen und dabei 17 Menschen getötet. Unter den Toten waren neben Afghanen auch mehrere Inder und ein Franzose. (dpa)

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