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Politik: „Afrika hat ganz andere Probleme“

Verbraucherministerin Renate Künast über die Rolle von Agrarsubventionen für die Dritte Welt

RENATE KÜNAST (47) ist Verbraucherministerin und wird gemeinsam mit Wirtschaftsminister Clement in Cancun über Zölle

und Agrarsubventionen verhandeln.

Foto: ddp

DIE WELTHANDELSORGANISATION UND DIE SUBVENTIONEN FÜR DIE BAUERN

Was will die EU den Entwicklungsländern bei den Agrarverhandlungen der Welthandelsorganisation in Cancun anbieten?

Die EU will, dass die Welthandelsrunde ein Erfolg wird, und zwar als Entwicklungsrunde, als die sie angekündigt worden ist. Wir haben mit der europäischen Agrarreform im Sommer bereits vorgearbeitet, um handelsverzerrende Subventionen, also die alten an Produkte gekoppelten Direktzahlungen an die Bauern abbauen zu können. Nun haben wir mit dem USAEU-Papier bei allen Differenzen eine Grundlage für einen Erfolg gelegt.

Brasilien, Indien und China fordern, dass die USA und die EU viel weiter gehen müssen.

Das ist richtig, aber sie sprechen nicht für die ärmsten Länder. Diese werden vom Freihandel und einem Subventionsabbau in den Industriestaaten nur dann profitieren, wenn dies gezielt für sie und ihre Produkte geregelt wird. Brasilien ist in einigen Bereichen ein richtiges Exportland. Dagegen muss Indien in allen Bereichen erst eine Landwirtschaft zur Selbstversorgung aufbauen. Da hungern auf dem Land Millionen Menschen. Die Interessen der Entwicklungs- und der Schwellenländer sind völlig unterschiedlich. Die wirklich armen Länder in Afrika haben ganz andere Probleme. Ich finde es richtig, dass die EU auf diese Länder zugehen will. Die „Alles-außer-Waffen“-Initiative führt dazu, dass die EU bereits heute mehr Agrarprodukte aus armen Ländern importiert als die USA, Australien und Japan zusammen.

Für wie stark halten Sie diese neue Ländergruppe in den WTO-Verhandlungen?

Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass die Verhandlungslinien bis zum Ende so bleiben. Und die ärmsten Länder, besonders die afrikanischen, sind bisher leider noch kaum wahrgenommen worden.

Das Gespräch führte Dagmar Dehmer.

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