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Aufgrund der stark gestiegenen Zahl von Vergewaltigungen erklärte Präsident Julius Maada Bio die Einrichtung einer Spezialeinheit der Polizei und eines Sondertribunals.

© REUTERS/Cooper Inveen

Afrika: Sierra Leone erklärt Notstand wegen wachsender sexueller Gewalt

In westafrikanischen Sierra Leone nimmt die Zahl der Vergewaltigungen extrem zu. Nun gilt der nationale Notstand.

In Sierra Leone gilt ein nationaler Notstand wegen der stark gestiegenen Zahl von Vergewaltigungen. Präsident Julius Maada Bio gab in der Hauptstadt Freetown die Einrichtung einer Spezialeinheit der Polizei und eines Sondertribunals bekannt, um Fälle sexueller Gewalt schneller verfolgen zu können, wie der britische Rundfunksender BBC am Freitagabend berichtete.

Mehrere brutale Vergewaltigungsfälle hatten in den vergangenen Wochen Unruhe in dem westafrikanischen Land ausgelöst. Der Notstand erlaubt der Regierung, Änderungen von Gesetzen und Haushaltsausgaben schneller und ohne Zustimmung des Parlaments vorzunehmen.

Dem BBC-Bericht zufolge stieg die Zahl der gemeldeten Vergewaltigungen im vergangenen Jahr um fast 4.500 Fälle auf insgesamt 8.500. Sierra Leone hat rund 7,5 Millionen Einwohner und wurde in den 90er Jahren von einem blutigen Bürgerkrieg erschüttert, in dem sexuelle Gewalt weit verbreitet war.

Der Fall eines fünfjährigen Mädchens, das nach der mutmaßlichen Vergewaltigung durch ihren Onkel von der Hüfte an gelähmt ist, machte in den vergangenen Wochen Schlagzeilen. Präsident Bio kündigte eine Gesetzesänderung an, wonach Vergewaltigung von Minderjährigen ab sofort mit lebenslanger Haft bestraft werden soll. Bisher lag die Höchststrafe für Vergewaltigung bei 15 Jahren.

Ebola führte zum Zusammenbruch des öffentlichen Lebens

Sierra Leone war 2014 und 2015 eines der am schwersten getroffenen Länder eines Ebola-Ausbruchs, der mehr als 4.000 Menschen das Leben kostete. Die Epidemie führte zu einem Zusammenbruch des öffentlichen Lebens, damit verbunden war offenbar ein starker Anstieg von häuslicher und sexueller Gewalt.

Einer Studie des UN-Entwicklungsprogramms UNDP zufolge stieg die Zahl der Teenager-Schwangerschaften nach dem Ebola-Ausbruch 2014 in manchen Regionen Sierra Leones um bis zu 65 Prozent, weil etwa Kinder ihre Eltern verloren hatten und dadurch einer größeren Missbrauchsgefahr ausgesetzt waren.

Sexuelle Übergriffe auf Ebola-Überlebende sind Medienberichten zufolge auch heute noch an der Tagesordnung. Sierra Leone, einst britische Kolonie, zählt zu den ärmsten Staaten der Welt. Im Bürgerkrieg von 1991 bis 2002 waren Schätzungen zufolge mehr als 120.000 Menschen umgekommen. (epd)

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