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Politik: Aids-Gefahr in Deutschland nimmt wieder zu

Experten: Immer weniger Menschen benutzen Kondome

Berlin . In Deutschland haben sich 2003 mehr Menschen mit dem Aids-Virus HIV angesteckt als in den Vorjahren. Vor allem bei schwulen Männern hätten die Infektionen zugenommen, teilten das Robert-Koch-Institut (RKI) und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) am Mittwoch mit. „Diese Entwicklungen geben Anlass zur Sorge“, sagte RKI-Präsident Reinhard Kurth. Dem Institut wurden im vergangenen Jahr 1950 neue HIV-Infektionen gemeldet, der höchste Wert seit 1997. Im Jahr 2002 waren es rund 230 Fälle weniger.

Verantwortlich für diesen Trend machten die Experten das zunehmend sorglose Verhalten der Bevölkerung. So benutzen nach Umfragen der Bundeszentrale immer weniger Menschen Kondome. Bei unter 45-jährigen Singles sei der Schutz vor einer Ansteckung in riskanten Situationen rückläufig, etwa beim Sex mit einer Urlaubsbekanntschaft (78 Prozent benutzen ein Kondom) oder wenn sie viele verschiedene Sexualpartner haben (73 Prozent).

Positive Ausnahme sind nach Angaben von BZgA-Direktorin Elisabeth Pott Jugendliche im Alter zwischen 16 und 20 Jahren. In dieser Altersgruppe ist der Anteil der regelmäßigen Kondomnutzer auf 78 Prozent gestiegen. Auch haben Frauen inzwischen häufiger zumindest die Absicht, sich beim Geschlechtsverkehr zu schützen. Während 1996 nur 21 Prozent der Frauen ein Kondom zu Hause oder in der Handtasche bei sich hatten, sind es heute bereits 62 Prozent.

Nach wie vor sind homosexuelle Männer mit 41 Prozent der Fälle die am stärksten betroffene Gruppe. Insgesamt leben nach Einschätzung des RKI rund 43 000 Menschen in Deutschland, die mit HIV infiziert sind. RKI-Präsident Kurth warnte die Pharmaindustrie davor, in ihrer Werbung etwa in Schwulenmagazinen HIV-Infektionen zu „verniedlichen“. Bisher gebe es kein Medikament, das Aids dauerhaft heilen könne. Kurth forderte deshalb, die Werbung solle „sachbezogener“ werden.

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