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Politik: Aids-Konferenz: Ein Solidaritätsfonds soll Afrika helfen

Die weltweite Aids-Epidemie übersteigt nach US-Angaben die schlimmsten Befürchtungen. Die Seuche breite sich schneller und weiter aus, als selbst in den pessimistischsten Prognosen erwartet worden sei, teilte das Statistische Amt der USA am Montag auf der Internationalen Aids-Konferenz in Südafrika mit.

Die weltweite Aids-Epidemie übersteigt nach US-Angaben die schlimmsten Befürchtungen. Die Seuche breite sich schneller und weiter aus, als selbst in den pessimistischsten Prognosen erwartet worden sei, teilte das Statistische Amt der USA am Montag auf der Internationalen Aids-Konferenz in Südafrika mit. Frankreich schlug die Einrichtung eines weltweiten Solidaritätsfonds für die Therapie von HIV-Infizierten in Entwicklungsländern vor. Entwicklungsländer, Geldgeber, regierungsunabhängige Organisationen und Laboratorien sollten an einen Tisch gebracht werden. Zusammen sollten sie die Versorgung von ärmeren Patienten mit den bisher sehr teuren Medikamenten gegen die noch tödliche Immunschwächekrankheit sicherstellen. Der Kongress mit 11 000 Teilnehmern aus 178 Ländern war am Sonntagabend unter dem Motto "Das Schweigen brechen" vom südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki eröffnet worden.

Die durch den HIV-Virus verursachte Immunschwächekrankheit werde in einigen Ländern zu einem Rückgang der Bevölkerung führen, teilten die US-Experten mit. In Botswana sei die Lebenserwartung schon jetzt durch die Aids-Seuche von 71 auf 39 Jahre gefallen. "Wir haben das Ausmaß unterschätzt," sagte ein Sprecher der US-Aids-Behörde USAID über die Epidemie. Niemand habe geglaubt, dass es irgendwann Länder geben würde, in denen 30 Prozent der Bevölkerung mit HIV infiziert seien. Ein Sprecher des Statistischen Amtes sagte, in Südafrika, Botswana und Simbabwe werde bis zum Jahr 2003 wegen Aids ein Bevölkerungsschwund einsetzen. Bis 2010 werde die Lebenserwartung in Botswana auf 29 Jahre, in Namibia auf 33, in Swasiland auf 30 und in Simbabwe auf 33 Jahre fallen. Auch in Asien, Lateinamerika und der Karibik werde die Lebenserwartung sinken. Am schlimmsten betroffen seien Frauen. Sie steckten sich zumeist beim ungeschützten Geschlechtsverkehr an.

Die Internationale Aids-Konferenz tagt alle zwei Jahre. Südafrika hat die größte Zahl von Menschen, die an Aids erkrankt oder mit HIV infiziert sind. Den Vereinten Nationen zufolge lebten von den Ende 1999 geschätzten 34,3 Millionen HIV-Infizierten 24,5 Millionen in afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Jährlich kommen demnach fünf Millionen Neuinfektionen hinzu. Seit dem Beginn der weltweiten Epidemie sind den Schätzungen zufolge 18,8 Millionen Menschen an den Folgen einer HIV-Infektion gestorben.

Südafrikas Regierung ist wegen ihrer Aids-Politik heftig kritisiert worden. Präsident Thabo Mbeki hat mehrfach Zweifel daran geäußert, dass der HIV-Virus der einzige Auslöser von Aids sei. Zur Eröffnung der Konferenz sagte Mbeki am Sonntagabend, nicht Aids sei für Afrika die größte Bedrohung, sondern Armut. Mbeki verteidigte seine Entscheidung, seinen Aids-Stab auch mit Beratern zu besetzen, die nicht an HIV als Auslöser der Krankheit glaubten. Es müsse genug Toleranz aufgebracht werden, um alle Sichtweisen zu respektieren, sagte er.

Auch ein Mitglied von Mbekis Aids-Beraterstab, David Scondras, sagte am Montag, alle hätten große Hoffnungen in die Rede gesetzt. "Wir haben ihm eine wunderbare Gelegenheit zum Richtungswechsel gegeben, und er hat sie nicht genutzt", sagte Scondras. Der Organisator der Konferenz, Hoosen Coovadia, sagte, viele Teilnehmer seien offenbar von der Rede enttäuscht. Dagegen sagte ein Sprecher der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die WHO sei sehr erfreut über die Rede. Mbeki habe den Umfang und den Schweregrad der Seuche in Südafrika anerkannt.

Die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung des Microsoft-Mitbegründers Bill Gates und die US-Pharmafirma Merck kündigten eine Spende von 100 Millionen Dollar (etwa 206 Millionen Mark) über fünf Jahre für Botswana im Kampf gegen Aids an. Boehringer Ingelheim hatte am Freitag angekündigt, es wolle Entwicklungsländern fünf Jahre lang ein Medikament gegen Aids kostenlos zu Verfügung stellen.

Die französische Gesundheits-Staatssekretärin Dominique Gillot kündigte an, Präsident Jacques Chirac wolle beim Gipfel der sieben führenden Industriestaaten und Russlands (G8) in Okinawa um Unterstützung für den Aids-Solidaritätsfonds bitten.

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